Chicago Marathon 2022 – Die große Party in der Windy City

Chicago Marathon 2022
Chicago Marathon 2022

Fast drei Jahre musste ich darauf warten, endlich den Chicago Marathon laufen zu dürfen. Und jetzt war es endlich soweit! Es war eine große Party und ich habe den Lauf total genossen.

Auch wenn ich damals im Prinzip noch gar nicht wusste, ob ich nach meinem Marathon-Debüt in New York City einen weiteren Marathon laufe würde (Ok, eigentlich wusste ich das ja schon irgendwie...), hatte ich mich kurz vorher für Berlin und Chicago in die Lostrommel geworfen – und etwas später für beide Marathons auch eine Zusage erhalten. Die lange Reise zum Six Star Finisher konnte also beginnen und mit dem Lauf in Chicago habe ich nun bereits die Hälfte – also drei Sterne – geschafft. Aber alles der Reihe nach.

Der Startplatz und die Verschiebung

Meine Bestätigung für den Startplatz in ChicagoIm Gegensatz zum Marathon in New York City, bei dem ich über einen Reiseveranstalter (ITO) gebucht und somit meinen Startplatz erhalten hatte, haben wir die Reise nach Chicago nun komplett privat organisiert, denn den Startplatz hatte ich ja schon. Da der Termin des Chicago Marathons in der Regel immer zu den Herbstferien in NRW passt, konnten wir dieses Mal auch mit der ganzen Familie anreisen und haben die gesamten zwei Wochen in den USA verbracht – Nach einer Woche in Chicago haben wir noch eine Woche in NYC angehängt.

RUN CHIDer Marathon in Chicago hätte eigentlich bereits im Oktober 2020 stattfinden sollen, aber wie wir alle wissen kam Corona und so fanden erstmal weltweit gar keine Veranstaltungen dieser Art statt. Die Veranstalter waren aber sehr kulant und boten an, dass man den Startplatz kostenfrei in eines der nächsten drei Jahre transferieren konnte. Natürlich hoffte man da noch darauf, dass Corona nach einigen Monaten vorbei ist und spätestens in 2021 alles wieder so ist wie vorher. Aber auch das trat nicht ein und auch wenn der Chicago Marathon in 2021 mit einem reduzierten Starterfeld wieder stattfand, wäre für uns zu diesem Zeitpunkt noch gar keine Einreise in die USA möglich gewesen. Also noch ein Jahr warten. Immerhin fand aber der Berlin Marathon 2021 mit einem ebenfalls reduzierten Starterfeld statt und so konnte ich mir dort meinen zweiten Stern „abholen“.

Erstmal nach Berlin

In diesem Jahr sollte es also endlich soweit sein und wir konnten die Flüge und Hotels buchen. Da ich mich im letzten Jahr aber unmittelbar nach dem Berlin Marathon direkt wieder in die dortige Lostrommel geworfen hatte und auch wieder einen Startplatz bekommen hatte, stand also zwei Wochen vor Chicago noch eben dieser auf dem Plan.

Zwei Marathons in zwei Wochen ist natürlich eine Ansage und es war mir völlig klar, dass ich nicht bei beiden Läufen auf die Jagd nach einer neuen Bestzeit gehen würde. Ich hätte Berlin als ganz lockeren letzten Trainingslauf antreten können, um dann in Chicago einen erneuten Versuch zu starten, die Sub4 zu knacken. Ich entschied mich aber dafür, Berlin als schnelles Rennen anzugehen und dann in Chicago einen lockeren Sightseeing-Lauf zu machen. Und das war sicher auch die für mich bessere Variante. Chicago sollte ein Genuss-Lauf werden und das wurde es auch. Aber dazu später mehr.

Nachdem ich im letzten Jahr in Berlin mit einem Sub4-Versuch gescheitert war, hatte ich aber im Frühjahr in Hamburg ein grandioses Rennen, obwohl es dort am Ende auch nicht ganz gereicht hatte. Ich wusste aber nun, dass ich die notwendige Pace über die Distanz laufen kann, zumindest wenn alle äußeren Bedingungen passen und keine unvorhersehbaren Wehwehchen dazwischen kommen.

Katrin, René und ich vor dem Start in BerlinUnd so bin ich in Berlin zunächst recht vielversprechend gestartet, obwohl ich im Vorhinein schon vorsichtig skeptisch war, ob meine Vorbereitung ausreichen würde. Grundsätzlich fühlte ich mich vor dem Hamburg Marathon einfach deutlich fitter. Denn Anfang Juli hatte auch mich Corona das erste Mal erwischt und so wurde ich im Training erstmal zurück geworfen. Auch wenn ich meine Erkrankung nicht unbedingt als milden Verlauf bezeichnen würde, konnte ich dennoch relativ schnell wieder meine Form aufbauen. Aber die Zeit wurde knapp und der trockene und heiße Sommer hat das Training sicher auch nicht angenehmer gestaltet. Im Winter fällt die Vorbereitung doch irgendwie leichter. Wir hatten mit der Running Crew Büttgen aber einige sehr schöne gemeinsame Longruns absolviert und auch in Berlin waren einige von uns am Start.

Glückliche Berlin-Finisher – Janina, Katrin, Said und ichIn diesem Jahr war es nicht ganz so warm wie im letzten Jahr und die Bedingungen waren eigentlich recht gut, aber ab Kilometer 25 spürte ich, dass meine Beine ganz leicht anfingen zu krampfen. Und dann habe ich das Tempo raus genommen und auch ein paar Gehpausen und Dehnübungen gemacht. Wenn ich die Pace weiter gelaufen wäre, hätte das vermutlich unschön werden können und ich wollte ja zwei Wochen später noch einen Marathon laufen... Also wurde es das B-Goal: Schneller als im letzten Jahr. Das Ziel habe ich mit 4:15:09 auch erreicht und es ist auch meine insgesamt zweitbeste Marathonzeit. Die Sub 4:15 wären zwar auch schön gewesen, aber die :09 Sekunden teile ich mir jetzt mit Eliud Kipchoges neuer Weltkordzeit von unfassbaren 2:01:09. Alles in allem bin ich trotz der Widrigkeiten mit meinem Lauf in Berlin wirklich sehr zufrieden.

Auf nach Chicago

Auf dem Highway vom Flughafen in die StadtDie Woche nach Berlin habe ich dann noch ein paar lockere Läufe hier über die Felder gemacht und dann ging es auch schon mit dem Flieger über den Teich. Entgegen unserer größten Befürchtungen verlief die gesamte Anreise ohne nennenswerte Verzögerungen oder Wartezeiten. Das angekündigte Chaos insbesondere am Düsseldorfer Flughafen ist zumindest für uns komplett ausgeblieben. Unsere aufgegebenen Koffer hatte ich mit AirTags getrackt und so wusste ich immer, wo diese gerade sind und auch am Gepäckband hat es das Finden der Koffer etwas beschleunigt.

Blick vom 360 Chicago Observation Deck im John Hancock TowerIn Chicago war natürlich erstmal Sightseeing angesagt. Mein letzter Besuch in Chicago ist über 25 Jahre her und die Stadt hat sich doch an vielen Stellen deutlich verändert. Auffällig fanden wir insbesondere, wie sauber und aufgeräumt die gesamte Stadt war. Zumindest dort, wo wir uns aufgehalten haben. Aber auch auf der Strecke des Marathons sind mir keine wirklichen „Schmuddelecken“ aufgefallen. Chicago machte auf uns insgesamt einen sehr lebenswerten Eindruck. Unser Hotel lag fast direkt an der Michigan Ave im Stadtviertel Magnificent Mile. Obwohl es auch hier sehr viele hohe Gebäude gibt, handelt es sich dabei meist nicht um Bürotürme, sondern um Hotels oder sogenannte Condos, also Apartment-Komplexe mit – vermutlich – nicht unbedingt preisgünstigen Wohnungen.

Die Laufstrecke an der Lakefront am Lake MichiganNatürlich musste ich auch vor dem Marathon nochmal eine kleine Runde an der Lakefront von Chicago drehen. Da ich mit meinen Kindern am Tag vor dem Marathon noch für den Chicago 5K angemeldet war, habe ich diese Runde als kleinen Trainingslauf zusammen mit den Kids gemacht. Und die haben das genauso genossen wie ich, obwohl es in der Vormittagssonne schon unerwartet warm war. Die Lakefront ist eine sehr beliebte Laufstrecke und so waren dort natürlich viele Läufer unterwegs. Man kann bis zu einer kleinen Landzunge laufen und hat von dort einen tollen Blick auf die Skyline von Chicago.

Blick auf den Lake MichiganAngereist waren wir schon am Montag, hatten also die ganze Woche in Chicago. Diese haben wir mit den üblichen Sightseeing-Dingen verbracht. Wir waren also auf dem Observation Deck des John Hancock Tower, dem Skydeck des Willis Towers, sind durch den Millennium Park gelaufen, haben Fotos an und unter der großen Bohne, dem Cloud Gate gemacht, sind den Riverwalk entlang spaziert, haben eine Bootstour auf dem Chicago River unternommen, waren im Adler Planetarium und Vieles mehr.

Auf die Expo

Meine StartnummerAm Donnerstag ging es dann zur Expo im McCormick Place. Dort bekam ich meine Startnummer sowie die Startnummern für den Chicago 5K. Die Expo selber war jetzt nicht sehr spektakulär und ich war insbesondere etwas enttäuscht vom Sponsor Nike, dessen Kollektion mir vom Design her gar nicht gefiel – auch die diesjährige Kollektion von Adidas in Berlin hatte mir schon so gar nicht zugesagt. Das Finisher Shirt, das man nur als Teilnehmer automatisch erhält, war recht schlicht aber grundsätzlich ok. Auf der Expo selber wurde auch nur die grundsätzliche Kollektion angeboten, nicht aber die erweiterte Finisher-Kollektion, die man nur im Flagship-Store auf der Michigan Ave kaufen konnte. Aber auch diese gefiel mir gar nicht, sodass ich mir das Geld gespart habe.

Bedrucktes Shirt von Under ArmourAls kleinen Geheimtipp bekam ich dann aber über diverse FB-Gruppen den Hinweis, dass es bei Under Armour – ebenfalls auf der Michigan Ave – ebenfalls eine Kollektion für den Marathon gab. Dort konnte man sich beliebige Artikel aus deren Sortiment mit verschiedenen Motiven bedrucken lassen. Diese Motive waren für meinen Geschmack alle deutlich attraktiver als die Sachen von Nike, allerdings waren auch nicht mehr alle verfügbar. Ich habe mir also ein einfaches dunkles Funktions-Shirt ausgesucht und dieses mit einem Motiv bedrucken lassen. Der Druck war kostenlos, man hat also nur den normalen Preis für das Shirt bezahlt. Und das war ein Bruchteil von dem, was man bei Nike hätte hinblättern müssen.

Die Chicago Bulls

Die Statue von Michael Jordan im United Center Wie es der Zufall so wollte, hatten die Chicago Bulls am Freitag vor dem Marathon ein Heimspiel gegen die Denver Nuggets. Es war zwar nur ein Preseason-Spiel, aber diesen Event wollten wir uns natürlich trotzdem nicht entgehen lassen. Schon in Deutschland hatte ich mich um Tickets bemüht, um die bekannte Mannschaft, die in den 1990ern mit Michael Jordan ihre größten Erfolge feiern konnte, live zu sehen. Auf diese Erfolge ist man in Chicago immer noch sehr stolz und so steht im Foyer des United Center eine große Statue von Michael Jordan. Wir hatten uns vor dem Spiel mit Janina und Riccardo getroffen, die inzwischen auch in Chicago angekommen waren und uns einen Uber zum United Center geteilt.

Die Vorstellung der Mannschaft Wir wurden absolut nicht enttäuscht. Sport zelebrieren, dass können die Amis wirklich! Ich kenne mich ehrlich gesagt nicht unbedingt mit Basketball aus, aber ich gehe davon aus, dass ein Spiel in der deutschen Basketball-Bundesliga etwas anders abläuft, als das bei einem NBA-Spiel der Fall ist. Jede noch so kleine Unterbrechung wird für eine kleinere oder größere Show-Einlage genutzt. Mit großem Musik- und Lichtspektakel. Eigentlich dauert ein Spiel in der NBA nur 4 mal 12 Minuten, durch die unzähligen Unterbrechungen hat der ganze Event aber gut 2 1/2 Stunden gedauert. Die Chicago Bulls haben übrigens gewonnen, auch wenn ich den Eindruck hatte, dass das selbst für die Fans der Bulls eher nebensächlich war.

Chicago 5K

Im Startbereich des Chicago 5K – Fast jeder trägt die Mütze Am Samstag Morgen hieß es dann früh aufzustehen. Der beliebte Frühstückslauf, der ebenso wie der Marathon im Grant Park losgeht, startete bereits um 7:30h und führt in einer kleinen Schleife direkt durch den Chicago Loop. Mit der Startnummer erhält jeder der über 4.000 Starter eine der beliebten blauen Pudelmützen, die zu meiner Überraschung sogar von fast jedem der Teilnehmer im Rennen getragen wurde. Natürlich auch von uns.

Stolze Chicago 5K Finisher! Janina ist zusammen mit mir und meinen Kids gestartet. Für die beiden war es das erste Rennen in einer solchen Größenordnung und dann auch noch in dieser tollen Kulisse! Wir hatten großen Spaß und auch auf und an der Strecke war eine super Stimmung! Ins Ziel bin ich dann mit meinen Kids Hand in Hand gelaufen und wir haben es damit sogar in die offizielle Instagram-Story des Chicago Marathon geschafft. Viele Läufer waren übrigens mit der ganzen Familie unterwegs, es waren also einige Kinder auf der Strecke. Das war echt toll. Ein super Event um für den Marathon am nächsten Tag in Stimmung zu kommen. Und es gibt sogar eine schicke Medaille!

Nach dem Lauf waren wir dann erstmal ausführlich frühstücken, denn am frühen Morgen gab es im Hotel leider noch nicht so viel. Am Nachmittag haben wir dann mal abseits von Downtown das beliebte mexikanisch geprägte Stadtteil Pilsen besucht. Dieses ist insbesondere durch seine vielen Murals bekannt, die zum großen Teil die mexikanische Kultur widerspiegeln. Und gut essen kann man hier auch.

Raceday

Früh Morgens im SartbereichUnd wieder hieß es früh aufstehen. Der Wecker klingelte schon um 5:00h und ich bin dann, wie immer, erstmal unter die Dusche um wach zu werden. Entgegen der Ankündigung gab es so früh im Hotel doch schon Frühstück, aber ich hatte mir am Vortag eine Banane gekauft, die musste erstmal reichen. Lediglich einen Kaffee habe ich aus dem Foyer mitgenommen. Ich bin dann direkt zur Metro-Station, um möglichst früh im Startbereich zu sein. Dieser ist ja ziemlich groß und ich konnte nicht abschätzen, wie lange man da so braucht. Die Metro war um diese Zeit bereits total voll und alle Reisenden hatten das gleiche Ziel. So strömten dann auch vor dem Startbereich in der Morgendämmerung Läufer und Läuferinnen aus allen Richtungen heran.

Im Skyline Hospitality TentAußerdem hatte ich mir das Ticket zum Skyline Hospitality Tent gegönnt. In dem beheizten Zelt gab es ein recht umfangreiches Frühstück und Getränke, ausreichend Dixis ohne Warteschlange und man konnte direkt dort seinen Beutel abgeben. Ein paar nette Annehmlichkeiten eben. Und das Ganze nach dem Marathon dann eben auch nochmal.

Warten vor dem StartbereichUrsprünglich wollten Janina und ich den Marathon gemeinsam laufen. Leider waren wir aber in unterschiedlichen Startwellen eingeteilt und diese konnte und durfte man nicht mehr tauschen. Diese basierten auf den geplanten Zielzeiten, die man bei der Anmeldung angegeben hatte. Und das ist ja schon eine Weile her. Man hätte das wohl vor einiger Zeit nochmal anpassen können, aber dazu war es nun zu spät. Ich war in der zweiten Welle eingeteilt und Janina in der dritten Welle und somit lagen unsere Startzeiten eine gute halbe Stunde auseinander. Hinzu kam, dass ich ja das Zelt gebucht hatte. Schade. Also sind wir beide alleine gelaufen.

Es geht zur StartlinieVom Zelt aus war es noch ein ganzes Stück bis zum eigentlichen Startbereich zu gehen. Aber man wurde ein Stück von den Hospitality Volunteers begleitet und es gab Durchsagen im Zelt welcher Corral (Startgruppe innerhalb der Startwelle) dran war, um pünktlich im Startbereich zu sein. Insgesamt hat das dann im Corral aber auch nochmal recht lange gedauert, bis man endlich in Richtung der Startlinie unterwegs war. Zu dieser Zeit war es noch relativ kalt und ich war froh, dass ich zumindest einen Teil der gesamten Wartezeit im beheizten Zelt verbringen konnte.

Das Rennen

Start!Endlich ging es los! Aus dem Stop-and-Go im Startbereich wurde ein stetigeres Gehen was zum Laufen wurde und dann lief man schon über die Startlinie. Und das vor dieser Kulisse! Wir liefen auf dem Columbus Drive direkt auf die Skyline von Chicago zu und dann hindurch bzw. unten durch. Denn es ging sofort in einen Tunnel, der dann aber auf der anderen Seite wieder im Sonnenlicht auf eine Brücke über den Chicago River führte. Auf der Brücke (und auf den meisten anderen auch) war ein roter Teppich verlegt, da man durch das Metallgitter direkt nach unten auf den Fluss schauen kann und vermutlich einige der Läufer damit Probleme haben könnten.

Der rote Teppich auf einer BrückeNach einigen Blocks ging es bereits wieder zurück, noch einmal über den Chicago River und nach ein paar Blocks durch den Chicago Loop erneut eine Kehrtwende und es ging zum dritten Mal über eine der ikonischen Hubbrücken. Insgesamt überquert man den Chicago River sechs Mal. Nun ging es aber erstmal ein ganze Weile in Richtung Norden. Wie geplant habe ich das Rennen recht locker gestartet, denn ich wollte den Lauf ja einfach nur genießen. Ich habe auch nicht dauernd auf die Uhr geschaut, die Pace war mir ja im Prinzip egal.

Ich hatte Spaß!Mit Petra und den Kids hatte ich verabredet, dass wir uns in etwa bei Kilometer 5 und bei Kilometer 20 treffen. Das war für sie recht praktisch, weil die beiden Punkte relativ nah beieinander lagen. Die Kids hatten Schilder bemalt, die auf der Expo verteilt wurden und in der Tat war das recht hilfreich, denn ich konnte diese schon von weitem gut erkennen. Trotzdem hätten wir uns bei unserem ersten Treffpunkt fast verpasst. Das lag daran, dass ich unmittelbar nach der 5K-Marke einen Ausflug zu einem Dixi unternommen habe, der aufgrund einer Warteschlange auch ein klein wenig länger gedauert hatte. Dadurch habe ich aber das Tracking über die App aus dem Konzept gebracht, denn diese zeigte natürlich eine interpolierte Position an, die deutlich vor meiner echten Position lag. Und so dachte die Family, ich wäre schon an Ihnen vorbei gelaufen und sie waren kurz davor zum nächsten Treffpunkt aufzubrechen. Aber es hat zum Glück ja doch noch geklappt.

Das Chicago TheaterDass ich durch den Dixi-Ausflug ein paar Minuten verloren hatte, war mir ziemlich egal. Ich genoss einfach das Rennen, das traumhafte Wetter und die Mega-Stimmung, die an der ganzen Strecke herrschte. Es wurde allmählich auch etwas wärmer, sodass ich meine Ärmlinge bereits nach unten gestreift hatte. Ein wenig ärgerte ich mich, dass ich diese und auch den Buff, den ich am Hals trug, nicht bereits beim ersten Treffpunkt an die Family übergeben hatte. So musste das also bis zum nächsten Treffpunkt warten.

In der Sonne ist es jetzt schon sehr warmEs ging weiter in Richtung Norden, die Gebäude wurden niedriger und wir liefen durch einen Park, der am Lake Michigan entlang führte. Leider ging die Strecke aber nicht direkt am See entlang. Etwa bei der 12K-Marke hatten wir dann den nördlichsten Punkt der Strecke erreicht und es ging wieder zurück in Richtung Downtown. Dabei kamen wir auch durch ein Viertel, das bei der LGBTQ-Community beliebt zu sein scheint. Dort war in jedem Fall eine großartige Stimmung. Ich habe viele Regenbogenflaggen gesehen und viele tanzende Menschen am Straßenrand. Überhaupt gab es überall sehr viel Musik. Hauptsächlich DJs oder Pubs, die einfach ihre Lautsprecher auf die Straße gestellt hatten. Livemusik von Bands oder Musikkapellen, wie man das z.B. aus Berlin kennt, waren aber eher selten.

Posieren auf der Wells Street BridgeBei Kilometer 20 wartete dann zum zweiten Mal die Family auf mich. Petra hatte eine tolle Stelle direkt auf der Wells Street Bridge ausgesucht, auf der ich dann auch prima für ein paar Fotos posieren konnte. Die Schilder waren wieder von weitem gut zu erkennen, auch wenn ich mir vorher nicht ganz sicher war, ob ich die Family nicht doch schon verpasst hatte. Endlich bin ich auch meine Ärmlinge und den Buff losgeworden, denn insbesondere in der Sonne war es inzwischen schon ziemlich warm. Das war dann übrigens die vierte Brücke über den Chicago River.

Die Hälfte ist geschafft!Es ging wieder durch den Chicago Loop, ein Stück entlang, wo wir bereits am Vortag beim 5K entlang gelaufen waren. Dort war dann die Halbmarathon-Marke, die ich mit 02:18:37 überquerte. Damit war ich voll zufrieden, denn eigentlich war es mir ja auch egal. Aber auch wenn man sich vornimmt, nicht auf die Uhr zu schauen, ist ja doch immer noch ein wenig Ehrgeiz da, zumindest eine respektable Zeit zu laufen. Wichtig war mir aber vor allem, dass ich den Marathon wirklich komplett durchlaufe und nicht gegen Ende in längere Gehpausen übergehe. Das hat auch wirklich gut geklappt. Natürlich habe ich mir an den Verpflegungs-Stationen immer ein wenig Zeit gelassen und mir nicht hektisch das Wasser in den Rachen gekippt, um sofort weiter zu laufen. Aber insgesamt waren meine Gehpausen und auch deren Dauer wirklich überschaubar.

Eine der Verpflegungs-Stationen im Westen von ChicagoÜberhaupt war die Verpflegung in Chicago wirklich absolut top. Nicht nur, dass die VPs in relativ kurzen Abständen vorhanden waren, beeindruckt hat mich vor allem deren Größe. Die meisten Station waren über 100 Meter lang, aufgeteilt in mehrere Abschnitte. Am Anfang gab es immer Gatorade und danach Wasser, am Ende dann manchmal noch weitere Verpflegung wie Bananen oder Gels und auch medizinische Betreuung oder Vaseline. Die Abschnitte waren jeweils so lang, dass man dort eigentlich nichts verpassen und sich auch mehrfach bedienen konnte. Und natürlich gab es auch immer einige Dixis. Sehr beliebt scheinen in den USA auch die Biofreeze-Stationen zu sein, bei denen man sich die Beine besprühen lassen konnte. Davon gab auf dem letzten Drittel der Strecke eine große Station, die aber irgendwie ein wenig den Eindruck von Dekontamination erweckte, da dort alle Helfer komplett in Overalls und mit Atemmasken ausgestattet waren. Auf Biofreeze habe ich aber verzichtet, da ich bisher auch immer ohne so etwas ausgekommen bin.

Ich hatte einfach Spaß!Nach der Halbmarathon-Marke ging es wieder aus dem Loop heraus, jetzt in Richtung Westen bis zum United Center, wo wir ja am Freitag die Chicago Bulls gesehen hatten. Die Strecke dorthin ging größtenteils durch ein Industriegebiet bzw. war durch großflächige Bürogebäude geprägt, aber erstaunlicherweise war auch dort überall Einiges los. Da hier kaum Schatten war, spürte man die Sonne durchaus recht erbarmungslos – es war wirklich sehr warm. Auf einem Abschnitt hier hatten die ganzen Charities ihre Stände aufgebaut und feuerten dort insbesondere die Läufer an, die für sie Geld gesammelt hatten.

Es ging wieder ein Stück zurück Richtung Downtown, bevor wir nach Osten abbogen. Wir kamen nach Pilsen und liefen dort durch die 18th Street, wieder ein Abschnitt auf dem eine riesige Party gefeiert wurde. Ich erinnere mich an eine der wenigen Darbietungen von Livemusik und Tanz, hier natürlich mexikanisch geprägt. Ansonsten sorgten ja meist DJs für die musikalische Beschallung.

Zum letzten Mal über den Chicago RiverNachdem wir zum letzten Mal den Chicago River überquert hatten, gelangten wir in das nächste Stadtviertel, das mit einer großen Party auf sich aufmerksam machte: Chinatown. Man lief durch einen großen Torbogen im chinesischen Stil hindurch, auf beiden Straßenseiten befanden sich dahinter chinesische Restaurants und es war echt eine Menge los.

Nach inzwischen ca. 30-35 gelaufenen Kilometern verspürte ich eine leichte Ermüdung in den Beinen und versuchte dieser mit einem weiteren Gel entgegenzuwirken. Auch ein paar wirklich kurze Gehpausen waren nötig. Es ging zunächst noch etwas weiter in Richtung Süden und dort gab es einen kleinen Abschnitt, an dem einem die Läufer vor uns wieder entgegen kamen. Als ich dann auf der Gegengeraden war, hielt ich Ausschau nach Janina, die mir dort theoretisch hätte entgegen kommen können. Wir haben uns aber leider nicht gesehen.

Ab jetzt ging es nur noch geradeaus, bevor man in den Grant Park auf die Zielgerade abbiegen musste. Ich verspürte wieder ein wenig Restenergie und versuchte das Tempo etwas anzuziehen oder zumindest konstant zu laufen. Eine der letzten Getränkestation habe ich sogar ausgelassen, um nicht aus dem Laufrhythmus zu kommen. Wenn man so viele Kilometer in den Beinen hat, ist es manchmal einfach besser, stur weiter zu laufen und den Rhythmus nicht durch eine kleine Gehpause zu unterbrechen.

Welche eine Überraschung! Die Family ist kurz vor dem Ziel nochmal an der Strecke!Aber dann war doch noch eine sehr erfreuliche Unterbrechung notwendig. Kurz bevor wir rechts in den Grant Park abbogen, wo leider keine Zuschauer mehr erlaubt sind, war wieder die Hölle los. Eine letzte große Party aller Freunde und Familien. Die Volunteers standen dort schon in der Mitte der breiten Straße, um uns in den Zielbereich zu leiten und auch darauf zu achten, dass niemand ohne Startnummer in diesen Bereich lief. Wir liefen also bereits auf der rechten Straßenseite. Ich kann es immer noch kaum glauben, aber plötzlich hörte ich aus dieser unfassbar laut kreischenden Menschenmenge meine Kinder heraus, die auf der anderen Straßenseite „Papaaaa! Papaaa!“ schrien. Wahnsinn! Petra hatte ursprünglich gar nicht vor, mich dort auch noch einmal abzupassen, also war das eine mega Überraschung! Und so bog ich noch einmal kurz ab, um mir die letzte Energie für die Zielgerade abzuholen. Hach was war das toll!

Nur noch wenige Meter!Dann ging es also rechts über die letzte Brücke in den Grant Park. Und diese Brücke – das wusste ich bereits vorher – kann ziemlich weh tun. Und so war das auch. Diese eigentlich recht kleine Steigung zwang mich, und viele andere auch, kurz vor dem Ziel noch einmal ein paar Meter zu gehen. Hinter der Brücke dann eine Linkskurve und man lief auf das Ziel zu. Es waren noch ein paar hundert Meter, aber die habe ich noch einmal so richtig genossen. Mit hoch gerissenen Armen überquerte ich die Ziellinie und war glücklich diesen tollen Marathon geschafft zu haben!

Im Ziel

Mein ZieleinlaufIch stoppte die Uhr und wackelte, wie allen anderen auch, langsam weiter. Viele Volunteers applaudierten und gratulierten uns. Dann bekam ich endlich meine Medaille umgehängt. Ein schönes schweres Stück. Etwas weiter bekam man eine Folie umgehangen um nicht auszukühlen. Und dann gab es – sehr unüblich in den USA – ein Bier! Eine Dose Goose Island Craft Beer, extra bedruckt mit einem Marathon-Label. Das Bier durfte man aber nicht außerhalb des Geländes trinken, sondern musste die Dose im Zielbereich leeren. Kein großes Problem eigentlich ;-)

Das Finisher Bier!Nachdem ich mir noch den kleinen Verpflegungs-Beutel abgeholt hatte, machte ich mich auf den Weg ins Skyline Hospitality Tent, wo es wieder ein recht reichhaltiges Buffet gab. Gerade als ich dort ankam, gaben sich die Gewinner des Marathons die Ehre. Leider war ich zu weit weg von der Bühne, sonst hätte ich noch ein Foto gemacht. Ich holte meine Tasche wieder ab und zog mir frische trockene Sachen an – was für eine Wohltat! Dann bediente ich mich am Buffet und kam noch kurz mit ein paar Läuferinnen ins Gespräch, die sich an meinen Tisch setzen. Erst im Zelt habe ich dann nachgeschaut, was meine offizielle Zielzeit war. Mit 04:41:20 bin ich sehr zufrieden, denn es war ja ein Genuss-Marathon.

Auf dem Weg zur FamilyDa die Family bereits vor dem Gelände auf mich wartete, dehnte ich meinen Aufenthalt nicht allzu sehr aus. Ich packte aber noch ein paar Cookies ein, die ich für die Kids aus dem Gelände schmuggelte. Vom Hospitality Tent gelangte man recht schnell aus dem Gelände heraus und wie ich feststellte, hätte ich am Morgen auch durch diesen Eingang viel schneller zum Zelt kommen können. Denn das Zelt lag von den normalen Eingängen aus etwas ungünstig weit entfernt und ich musste ein paar kleine Umwege über das Gelände gehen.

Janina und Ich mit unseren Medaillen vor der Chicago Skyline Janina habe ich übrigens auch nach dem Rennen leider nicht mehr getroffen. Das Gelände ist wirklich sehr groß und das Hospitality Tent liegt nicht gerade zentral darin. Also habe ich erstmal meine Family gesucht, die aber recht nah an dem von mir gewählten Ausgang in einem Park auf mich wartete. Danach ging es zunächst ein Stück zu Fuß und dann mit dem Bus in Richtung Hotel, wo ich mich auf eine ausgedehnte Dusch-Session freute. Mit Janina hatten wir uns dann aber am späten Nachmittag für ein gemeinsames Medaillenfoto verabredet. Das haben wir an der Lakefront unweit unserer Hotels gemacht.

Medal Monday

Medal MondayAm nächsten Morgen ging es mir erstaunlich gut. Ich verspürte eigentlich keinen Muskelkater, was sicher auch daran lag, dass ich den Marathon recht locker gelaufen bin und dass ich mich wohl auch unterwegs gut mit meinen Gels und den angebotenen Getränken versorgt hatte. Beim Frühstück war ich allerdings etwas überrascht oder vielleicht auch ein wenig enttäuscht, denn ich war der Einzige, der seine Medaille trug. Das war insbesondere New York aber auch in Berlin völlig anders. In der Stadt sah man dann allerdings doch noch einige, die stolz ihre Medaille trugen. Dafür habe ich es aber mit meinen Medal-Monday-Foto erneut in den offiziellen Instagram Kanal des Chicago Marathons geschafft.

Es war unser letzter Tag in Chicago, denn am Abend ging es weiter nach New York City, wo wir auch noch eine Woche verbracht haben. Aber das soll hier ja kein kompletter Reisebericht werden. Am Flughafen waren dann auch wieder sehr viele Marathonis zu erkennen. Interessanterweise aber seltener an der Medaille, sondern meist an dem aufgerollten Poster im Handgepäck, das ich natürlich auch dabei hatte.

Danke Chicago!

3 down, 3 to go!Was soll ich sagen? Ich bin auch mit ein paar Wochen Abstand immer noch völlig begeistert! Chicago hat eine großartige Party gefeiert und ich durfte ein Teil davon sein. Den Marathon bei bestem spätsommerlichen Wetter habe ich wirklich absolut genossen. Es war ein großartiges Rennen, top organisiert und die ganze Stadt hat mitgefeiert. Eine Teilnahme kann ich auf jeden Fall zu empfehlen – auch, wenn man nicht auf der Reise zum Six Star Finisher ist. Der Chicago Marathon wird mir in sehr guter Erinnerung bleiben.

Aber nach dem Marathon ist ja auch vor dem Marathon und so werde ich es in den nächsten Wochen noch etwas lockerer angehen, bevor das Training dann wieder angezogen wird. Next Stop: London – der vierte Stern ruft!

Offenlegung: Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen. Durch den Kauf eines Produktes über einen Amazon Affiliate-Link erhalte ich eine Umsatzbeteiligung oder einen fixen Betrag gut geschrieben. Für Dich fallen keine zusätzlichen Kosten an.

Chicago Marathon 2022 – Die große Party in der Windy City
Bisher 3 Kommentare
  1. Martin

    27. Oktober 2022, 11:08 Uhr

    Na, das nenne ich mal einen umfassenden Bericht. Sehr schön. Tolle Fotos gibt's auch noch - was will man mehr?
    Gratulation zum Stern Nummer 3. Was steht denn als nächster Marathon auf dem Plan?

    Ein Laufkumpel von mir war auch in Chicago um dort seinen 4(?) Stern abzuholen. Leider hat es ihn am Tag vor dem Marathon erwischt und er durfte wegen Corona eine Woche das Hotelzimmer nicht verlassen. Schöner Sch..., was?

  2. Martin

    27. Oktober 2022, 11:50 Uhr

    Ach herrje - da steht's ja. London... :D

  3. Thomas Mielke

    Thomas Mielke

    www.mielke.de

    27. Oktober 2022, 11:51 Uhr

    @Martin: Das mit Deinem Kumpel ist ja Mist... Wir hatten vor der Reise und auch in den USA das Maske Tragen wieder etwas ernster genommen, als das wir das hier im Sommer so gemacht haben. Ich war aber auch positiv überrascht, wie viele in den USA auch noch freiwillig Maske tragen, obwohl Corona ja dort schon länger eigentlich kein Thema ist.

Dein Kommentar?

Bitte gib zumindest Deinen Namen, Deine E-Mail-Adresse sowie einen Kommentar an

Bitte gib eine gültige E-eMail-Adresse an

Bitte bestätige die Datenschutzerklärung

Vielen Dank für Deinen Kommentar

Nutzungshinweise:

Dein Kommentar erscheint nicht automatisch, sondern wird erst nach einer Prüfung manuell freigeschaltet. Ich behalte mir vor alle Kommentare zu löschen, die

  • rassistische, sexistische oder gewaltverherrlichende Inhalte haben,
  • zu kriminellen Aktionen aufrufen oder diese verteidigen,
  • beleidigende Inhalte besitzen,
  • Werbung für Dritte darstellen oder deren Inhalte einem Link auf fremde Angebote gleichkommt.
Gravatar:

Wenn Du möchtest, dass Dein Bild neben Deinem Kommentar erscheint, dann melde Dich einfach bei Gravatar an.