London Marathon 2023 – Die Party mit royalem Touch

London Marathon 2023
London Marathon 2023

Die lange Reise zum Six Star Finisher geht weiter. Ende April war es endlich so weit, ich durfte den London Marathon laufen! Mein vierter Stern zum Six Star Finisher und mein insgesamt bereits achter Marathon.

Nachdem ich im Herbst in Chicago endlich meinen dritten Stern erlaufen hatte, stand nun in London der vierte Stern auf dem Programm. Damit fehlen mir also nur noch zwei weitere Sterne, um endlich die begehrte Medaille als Six Star Finisher entgegen zu nehmen. Im Frühjahr hatten wir mit der Running Crew Büttgen viele gemeinsame Trainingskilometer abgespult. Die anderen trainierten für Hamburg und ich eben für London. Da beide Marathons am selben Tag stattfanden, passte das natürlich sehr gut. Und so fühlte mich eigentlich gut vorbereitet, allerdings lief es dann doch nicht ganz nach Plan. Aber alles der Reihe nach.

Der Startplatz

Die StartnummerBekannterweise gehören die großen Marathons, also die Major Six, nicht zu den Marathons, bei denen man sich einfach so anmelden kann, wie bei einem lokalen Wettbewerb in der Umgebung. Die Menge der Läufer, die dort laufen wollen ist einfach erheblich größer, als die zur Verfügung stehenden Startplätze. Und so muss man sich entweder mit einer schnellen Zeit bei einem anderen Marathon qualifizieren oder nimmt an einer Verlosung teil. Ersteres kommt für mich schon mal nicht in Frage, da die geforderten Zeiten fernab meiner Möglichkeiten liegen. Und der Zuschlag zu einem Startplatz über die Auslosung (Ballot) kommt in London eher einem Lottogewinn gleich, denn für deutsche Läufer soll es nach inoffiziellen Angaben nur eine Handvoll Plätze geben. Im Gegensatz zu Berlin oder Chicago, bei denen die Chancen im Bereich 50:50 liegen sollen. Und dort hatte ich ja bereits das Losglück.

Eine weitere Möglichkeit, die vor allem in London einen sehr großen Anteil der vergebenen Startnummern ausmacht, ist die Bewerbung bei einer Charity-Organisation, für die man viel Geld sammeln muss, oder den geforderten Betrag (2.000€ bis 3.000€ oder mehr) eben selber spendet. Das Sammeln von Spenden für einen guten Zweck ist in Großbritannien sehr weit verbreitet und hat eine ganz andere Größenordnung, als das bei uns in Deutschland der Fall ist. Da ich aber keine Kontakte zu dortigen Organisationen habe und es auch schwierig finde, hier in Deutschland Geld zu sammeln, das dann von einer britischen Organisation verwendet wird (unabhängig davon, wie sinnvoll das sicher grundsätzlich sein mag), habe ich von dieser Idee Abstand genommen.

Blieb also nur noch die letzte – und im Prinzip einfachste Möglichkeit – und zwar das Buchen einer Reise über einen der offiziell akkreditierten Reiseveranstalter, über den man eine garantierte Startnummer erhält. Da ich bei meinem ersten Marathon in New York City bereits gute Erfahrungen mit InterAir gemacht habe, war natürlich klar, dass ich dort erneut gebucht habe. Allerdings stehen auch hier nicht unbegrenzt Plätze zur Verfügung und diese sind bereits meist nach wenigen Tagen ausgebucht. Und so ist es ratsam, sich dort auf eine Warteliste setzen zu lassen, damit man informiert wird, sobald die Reise gebucht werden kann. Eine solche Reise ist natürlich etwas teurer, als wenn man privat eine Reise nach London bucht, aber die anderen oben genannten Möglichkeiten scheiden eben leider aus.

Ab nach London

Über den WolkenSoweit so einfach, zumindest in der Theorie. Unsere Flüge hatte ich direkt bei British Airways gebucht, was interessanterweise unterm Strich günstiger war, als bei einem vermeintlichen Billigflieger. Denn mit Gepäck wird es dort dann doch schnell deutlich teurer, als ursprünglich beworben. Und so war ich auch froh, dass ich zwei Tage vorher die freundliche und kompetente Hilfe über die Hotline bekam. Denn leider wurden an unserem geplanten Abreisetag sowohl der Flughafen Düsseldorf, als auch der gesamte Fernverkehr der Deutschen Bahn bestreikt (meine Meinung dazu erspare ich Euch hier wohl besser...).

Wir konnten dann auf den Flughafen Frankfurt umbuchen, was aber auch bedeutete, dass wir erst später in London ankommen würden. Und wir mussten natürlich auch erst mit dem Auto dorthin fahren. Außerdem mussten wir daher natürlich auch den Rückflug umbuchen. Ebenfalls mit Zeitverlust unseres Aufenthalts in London.

Die Tower Bridge am MorgenAber gut. Die gesamte Anreise wurde also schonmal irgendwie stressiger als geplant. Aufgrund der ganzen Umbucher war der Flug von Frankfurt natürlich komplett ausgebucht. Und so wurden wir am Gate gebeten, neben unserem großen Koffer auch unsere kleinen Handgepäck-Rollis aufzugeben. Ein kleiner Schock, denn als Läufer will man natürlich nie sein Race Gear aufgeben, sondern bei sich behalten. Glücklicherweise hatte ich noch einen kleinen Rucksack im Koffer, in den ich hektisch meine wichtigsten Dinge umpacken konnte. Ohne weitere relevante Vorkommnisse haben wir es dann aber ins Hotel – direkt an der Tower Bridge – geschafft.

Auf zur Expo

Auf der Expo bei New BalanceWir hatten dann noch knapp zwei Stunden Zeit, um zur Marathon-Expo in die ExCel-Hallen zu fahren. Dort bekam ich endlich meine ersehnte Startnummer. Dann noch ein wenig Shopping beim Sponsor New Balance, wo aber die schicke Jacke, die ich mir bereits vorab ausgesucht hatte, schon vergriffen war. Am dritten Messetag vermutlich wenig überraschend. Allerdings war diese noch im Onlineshop als verfügbar gelistet und so habe ich diese noch direkt auf der Messe bestellt. Und ich hatte Glück. Einen Tag nach unserer Heimreise klingelte dann bereits der UPS-Fahrer mit dem guten Stück.

Der Tumbleator

Neben dem offiziellen Sponsor gab es aber auf der Expo nichts weiter Besonderes zu sehen – wie auf den meisten Expos eben. Mit einer Ausnahme allerdings: Auf einem überdimensionierten Laufband – dem Tumbleator – hatte man die Möglichkeit, sich selber an der Weltrekord-Pace (2:52 min/km) von Eliud Kipchoge zu versuchen. Das wollte ich natürlich auch ausprobieren! Ein paar Läufer vor mir, die definitiv etwas ambitionierter waren als ich, hatten mit einer Strecke von 400m gut vorgelegt. Ich entschied mich aber, nur 200m zu versuchen, obwohl mir klar war, dass selbst das für mich schon ziemlich optimistisch war.

Eliuds Pace...Und was soll ich sagen, es war eine absolute Katastrophe… No way, diese Pace verletzungsfrei zu halten! Meine Beine bekommen diese Geschwindigkeit einfach logistisch nicht geregelt. Ich habe dann nach 100m händefuchtelnd abgebrochen, da ich mir vor dem Marathon am Sonntag natürlich nicht noch eine Zerrung oder sonstige Verletzung zuziehen wollte. Das Laufband hat zwar recht stark gefedert, was das Laufen nicht einfacher gemacht hat, aber das ist aus Sicherheitsgründen natürlich nötig, denn nicht wenige stolpern und stürzen dort auch. Ich weiß jetzt also, dass ich so schnell absolut nicht laufen kann – ok, das wusste ich eigentlich schon vorher – aber nun habe ich das wenigstens mal getestet...

Auf der Expo haben wir uns dann auch nicht mehr sehr lange aufgehalten, denn am Abend waren wir noch bei Freunden in Blackheath eingeladen, die wir schon viele Jahre nicht mehr gesehen hatten, und ließen dort den Abend ausklingen.

Ein wenig Sightseeing

ShakeoutAm nächsten Morgen vor dem Frühstück stand dann ein kleiner Lockerungslauf mit der Reisegruppe auf dem Programm. Unter anderem mit Irina Mikitenko, die bereits zweimal den London Marathon gewonnen hatte. Ein kleine Runde über die Tower Bridge, den Queens Walk an der Themse entlang, dann über die Millennium Bridge und an deren Ufer zurück zum Hotel – Noch bevor der gesamte Bereich von Touristen bevölkert wurde.

Battersea Power StationNach dem Frühstück hatten wir uns dann die Battersea Power Station als Ziel ausgesucht. Das ehemalige Kohlekraftwerk im Westen Londons, das noch bis 1983 in Betrieb war, gilt als eines der größten Ziegelgebäude Europas und wurde im Oktober 2022 nach langem Umbau als neues Zentrum eines quasi komplett neuen Stadtviertels für die Öffentlichkeit freigegeben. Im Innern befinden sich unter anderem Geschäfte und Restaurants. Das ganze Gebäude ist wirklich sehr beeindruckend und für mich als Pink Floyd Fan natürlich ein absoluter Pflichtbesuch.

Ein Highlight der Battersea Power Station ist übrigens der Chimney-Lift „109“, der sich, wie der Name schon vermuten lässt, in einem der vier großen Kamine befindet. Der Aufzug ist eine große Glaskabine, die aus dem Kamin auftaucht. Dort hat man dann einen tollen Ausblick auf London.

Zusammen mit Rick vom Running ChannelDanach waren wir in Covent Garden auf einen Kaffee mit einer britischen Kollegin von Petra verabredet. Auf dem Weg dahin habe ich noch die Chance genutzt, beim Pop-Up-Cafe des Running Channels – einer meiner favorisierten YouTube-Kanäle – vorbeizuschauen. Dort konnte man bei einem Kaffee die Moderatoren persönlich treffen. Wir haben uns ein wenig mit Rick unterhalten, der vor allem sehr interessiert daran war, woran es liegt, dass der Kanal recht viele Abonnenten aus Deutschland hat. Ein nettes Gespräch, ein sympathischer Typ.

Mein Race-OutfitWorum wir uns aber gar nicht rechtzeitig gekümmert hatten, war die Planung des Abendessens, vorzugsweise Carboloading mit Pasta. In der Nähe unseres Hotels gab es zwar einige passende Lokalitäten, aber dort waren natürlich nirgendwo mehr Reservierungen möglich. Dafür Warteschlangen mit nicht absehbaren Wartezeiten. Glücklicherweise konnten wir bei einem Restaurant, das selbstgemachte Pasta anbot, zwei Portionen zum Mitnehmen bestellen und haben diese dann im Hotel gegessen. Das war zwar sehr lecker, aber den Abend hatten wir uns eigentlich etwas anders vorgestellt. Dann noch das obligatorische Race-Gear-Foto auf dem Hotelbett und schon war Nachtruhe angesagt.

Raceday

Schlangestehen können die BritenSo früh wie normalerweise bei einem Marathon, musste ich gar nicht aufstehen und aufgrund des Zeitunterschieds war das nochmal etwas entspannter. Denn meine Startzeit war 10:30h und die Anreisezeit überschaubar. Petra ist ebenfalls aufgestanden und wir haben uns nach dem Frühstück auch gemeinsam nach Blackheath aufgemacht. Ein kurzer Fußweg vom Hotel zum Bahnhof London Bridge. Die Bahnsteige waren natürlich proppenvoll mit Läufern. Je nach dem von welchem Startbereich man startet, muss man entweder nach Greenwich oder nach Blackheath fahren, aber das war bereits im Bahnhof sehr gut ausgeschildert. Mit der Startnummer konnte man übrigens den ganzen Tag kostenlos den Nahverkehr nutzen. Ich war im blauen Startbereich eingeteilt, also ging es wie gesagt nach Blackheath. Das war praktisch, denn so konnte Petra mit mir zusammen dorthin fahren und sich dann dort mit ihrer Freundin treffen, mit der sie dann den Marathon verfolgen wollte.

Gleich gehts los!Die Straßen in Blackheath waren komplett voll mit Läufern und alle zog es auf die große Wiese oberhalb von Greenwich. Die regnerische Wettervorhersage war zwar bekannt, aber die morgendlichen Sonnenstrahlen ließen einen zumindest ein wenig auf einen trockenen Lauf hoffen. Aber so fing es dann doch ganz leicht an zu tropfen, als ich auf der Wiese ankam. Zu Glück hatte InterAir morgens im Hotel noch Regencapes verteilt.

Erster Task im Startbereich war natürlich der Besuch eines Dixis. Die Schlangen waren zwar lang, aber es ging trotzdem recht zügig voran. Schlangestehen können die Briten einfach. Auf dem Dixi kündigte sich dann schon an, was sich dann später im Rennen wiederholen sollte. Nun ja. Danach hieß es die letzten warmen Schichten loszuwerden und den Beutel in den mir zugewiesenem Lorry abzugeben. Dann noch einmal ab in eine Schlange bei den Dixis und schon ging es in den Startblock. Dort gab es Sammelcontainer für die letzte warme Schicht oder eben die Regencapes. Tja nun, ich hatte gerade mein Cape entsorgt, da öffnete der Himmel seine Pforten und es fing heftig an zu regnen. Bis zur Startlinie war man also quasi schon komplett nass. Ich bin aber froh, dass ich mit Kappe gelaufen bin, so hatte ich als Brillenträger auf jeden Fall mehr oder weniger gute Sicht.

Während meiner gesamten Trainingsphase im Frühjahr war ich ja der Meinung, dass ich mich irgendwie nicht so fit fühlte, wie vor dem Hamburg Marathon im letzten Jahr. Daher hatte ich von meinem Sub4-Ziel schon vorab Abstand genommen, weil ich mir irgendwie nicht vorstellen konnte, die notwendige Pace von 5:40 oder knapp darunter die gesamten 42K durchzuhalten. In den letzten Wochen vor London wurde ich aber wieder optimistischer und ich hatte mir dann doch vorgenommen es zu versuchen. Zumindest wenn alle äußeren Rahmenbedingungen passen und ich mich an der Startlinie wirklich bereit fühle. Tja nun, die äußeren Rahmenbedingungen und so...

Das Rennen

Aber es ging los! Leider habe ich versäumt, an der Startlinie nach Kipchoge Ausschau zu halten, der ja den Startknopf gedrückt hatte – ja, es gab eine Hupe oder Sirene und keinen Startschuss. Schon nach wenigen Metern hatte ich komplett nasse Füße und meine Blase meldete sich auch schon wieder. Vielleicht hatte ich das mit dem Trinken am Vortag doch etwas übertrieben. Nach ein paar hundert Metern gab es bereits ein paar Dixis und ich nutze die Chance ohne Wartezeit für einen kurzen Besuch. Die Minute Zeitverlust auf dem ersten Kilometer sollte sich ja problemlos wieder aufholen lassen. Und so war es auch. Ich kam recht schnell ins Rennen und die Pace pendelte sich laut meiner Uhr bei 5:30 bis 5:32 ein. In London muss man sich eigentlich wirklich dazu zwingen, nicht zu schnell zu starten, da es auf den ersten Kilometern erstmal einige Meter bergab geht. Aber es fühlte sich gut an. Naja, tut es auf den ersten Kilometern im Rennen ja eigentlich immer.

Die ersten 10 Kilometer fühlten sich aber wirklich gut an. Es war zwar teilweise recht eng auf den Straßen, aber es gab trotzdem kein Gedränge oder Ähnliches. Das Tempo um mich herum war in der Tat sehr homogen. Irgendwann war der 3:55h Pacer neben mir (in London gibt es extrem viele Pacer die in einer 5 Minuten Staffelung unterwegs sind) und da konnte ich gut mithalten, auch wenn es um die Pacer herum ja meist noch mal etwas enger ist. Aber ich wollte mich weder zurück fallen lassen noch das Tempo anziehen.

Im derMenge bei der Cutty SarkDas erste große Highlight auf der Strecke war dann die Cutty Sark bei etwa Kilometer 10, um die man einmal herum läuft. Der Regen hatte gerade aufgehört, aber im Prinzip war das egal, man war ja eh nass und viele Pfützen gab es auch immer noch. Aber der nachlassende Regen sorgte natürlich für deutlich mehr Zuschauer an der Strecke. Nachdem auf den ersten Kilometern noch recht wenig Zuschauer an der Straße standen, meist unter Bäumen, oder dort wo man sich halt unterstellen konnte, wurde es jetzt richtig voll an der Strecke. Insbesondere rund um die Cutty Sark war eine mega Stimmung. Petra wollte dort eigentlich auch mit ihrer Freundin stehen, allerdings haben wir uns verpasst. Und so sollte es leider auch bleiben.

Es lief eigentlich immer noch gut, aber ab Kilometer 15 zeichnete sich langsam ab, dass das nicht so bleiben würde. Meine Magen-Darm-Abteilung meldete sich zurück. Ich hatte erwähnt, dass es schon im Startbereich leichte Vorzeichen gab...? Nun ja, es war wieder mal Zeit für eines der Gels, aber vermutlich war das dann zu viel des Guten und so musste ich bei Kilometer 18 einen ausgiebigen Boxenstopp der sitzenden Art einlegen. Mir war sofort klar, dass ich mich von meinem Sub4-Ziel verabschieden konnte. Die verlorenen Minuten würde ich nicht mehr einholen können, selbst wenn ich danach ohne Beschwerden hätte weiterlaufen können. Ein paar Kilometer habe ich dann zwar noch versucht, die Pace weiter zu laufen, aber es wollte einfach nicht mehr. Und wenn der Kopf nicht mehr will, dann wollen die Beine auch nicht mehr. Also hieß es nur noch ankommen und darauf hoffen, dass nicht noch weitere Boxenstopps nötig würden.

Über die Tower BridgeBei Kilometer 20 ging es über die Tower Bridge, ebenfalls ein absolutes Stimmungs-Highlight, aber die kleine und durchaus längere Steigung hoch auf Brücke zwang mich dann doch zu einer ersten kurzen Gehpause. Da die Zeit ja inzwischen egal war, habe ich den Lauf über die Brücke mit dem iPhone festgehalten. Außerdem hatte ich gehofft, am Ende der Brücke Petra zu treffen, um mir ein wenig moralische Unterstützung abzuholen. Aber leider haben wir uns dort auch wieder verpasst. Direkt hinter der Tower Bridge geht es dann rechts in Richtung Canary Wharf. Auf dem Stück dorthin läuft man auf etwa zwei Kilometern den schnellen Läufern entgegen, die dort bereits knapp 15 Kilometer Vorsprung haben. Ich wusste also, dass ich bis dorthin noch ca. eineinhalb Stunden unterwegs sein würde...

Durch Canary WharfIn Canary Wharf war zu meiner Überraschung auch wieder eine echt super Stimmung und die Straßen waren voll mit Zuschauern. Das hätte ich zwischen den ganzen Bürotürmen so nicht erwartet. Die Stimmung hebt die Moral auf jeden Fall und ein wenig Posing für die Fotografen ging auch irgendwie. Trotzdem habe ich inzwischen immer wieder kleine Gehpausen eingelegt. Und wenn man einmal damit anfängt, dann ist es halt vorbei. Ein paar normale Boxenstopps gab es dann auch noch, vermutlich habe ich doch insgesamt zu viel getrunken, also zumindest mehr also notwendig gewesen wäre. Ein oder zwei weitere Gels habe ich dann später auch nochmal genommen, aber sofort gespürt, dass der Magen damit gar nicht einverstanden war.

Nach den knapp 15 Kilometern Zick-Zack durch Canary Wharf und wieder zurück waren wir dann auf der anderen Seite und uns kamen die noch langsameren Läufer entgegen. Hierbei waren auch sehr viele Läufer in aufwendigen Kostümen, teilweise sogar in Mehrpersonen-Kostümen, z.B. als Wurm oder Ähnliches unterwegs. Einige trugen auch große Gerätschaften auf dem Rücken, z.B. einen Kühlschrank oder einen Heizkörper. Das sind dann entweder Läufer einer Charity, z.B. in den sehr aufwendigen Rhino-Kostümen, oder Läufer, die versuchen einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde zu bekommen. Diese Läufer sind dann auch offiziell beim London Marathon registriert, bzw. haben Sondergenehmigungen.

Der Uhrturm mit Big BenVorbei am Tower of London ging es dann auf die letzten Kilometer. Auf weitere Gels habe ich inzwischen verzichtet, diese hätten vermutlich ohnehin nichts mehr genützt, außer vermutlich für erneute Unruhe in meinem Magen. Dann ging es endlich an der Themse entlang. Links kam das große Riesenrad London Eye immer näher und rechts vor uns der Uhrturm mit Big Ben. Von dort war das Ziel schon fast in greifbarer Nähe. Vorbei ging es am St. James Park, das sind eigentlich nur ein paar hundert Meter, aber am Ende eines Marathons zieht sich das einfach. Dann bogen wir endlich vor dem Buckingham Palace auf die Mall ein und das Ziel war zwischen den ganzen britischen Flaggen zu sehen. Also hieß es Arme hochreißen und jubelnd durch Ziel laufen!

Im Ziel

Auf der ZielgeradenYeah! Finisher des London Marathon! Es fühlte sich toll an. Die Magenprobleme waren vergessen und ich war glücklich im Ziel zu sein. Ich bekam meine schicke Medaille und ein paar Meter weiter auch einen Verpflegungsbeutel, in dem sich auch das Finisher-Shirt befand. Also ein echtes Finisher-Shirt, das man wirklich nur bekommt, wenn man das Ziel erreicht hat. Meine offizielle Zeit kannte ich da noch nicht, ich wusste aber, dass ich zumindest die 4:30h nicht geschafft hatte. Weiter ging es zu den Lorrys, wo ich meinen Kleiderbeutel wieder abholte und mir endlich trockene Sachen anziehen konnte. Was für eine Wohltat. Im Beutel war übrigens auch eine Dose Bier, die wir am Morgen von InterAir bekommen hatten. Diese wollte ich aber erst am Treffpunkt genießen.

Zusammen mit Irina MikitenkoInzwischen hatte ich mit Petra telefoniert und erfahren, dass sie mich insgesamt viermal an der Strecke verpasst hatte, aber nun auch auf dem Weg zum InterAir-Treffpunkt war. Wir kamen dann ungefähr zeitgleich dort an. Dort hieß es dann also Bierdose öffnen und mit den anderen Finishern aus der InterAir-Reisegruppe anstoßen. Irina Mikitenko war auch dort und natürlich gab es ein Foto zusammen mit ihr.

Anschießend schlängelten wir uns durch die Menschenmengen zum Trafalgar-Square. Die gesamten umliegenden Straßen waren komplett voll mit Finishern und deren Angehörigen. Eine tolle Stimmung. Langsamen Schrittes ging es dann weiter und wir sind noch einmal beim Pop-Up-Cafe des Running-Channels vorbei, bei dem alle Finisher ein Poster mit der eigenen Zielzeit bekommen konnten. Natürlich gab es dort auch einen Coffee-To-Go, aber eigentlich waren wir auf der Suche nach einem Kaffee oder Ähnlichem, wo man auch etwas Essen konnte. Wir fanden dann nur einen Pret A Manger, aber besser als nichts.

Dann sind wir noch einmal runter an die Themse, um noch ein wenig den Läufern zuzujubeln, die noch die letzten Kilometer vor sich hatten. Das ist übrigens auch toll, dass man sich selber nochmal in der zuschauenden Funktion wiederfindet. Meinen Beinen tat das irgendwie gut, dass diese noch weiter bewegt wurden und da wir inzwischen schon fast die Hälfte bis zum Hotel gelaufen waren, entschieden wir (also eigentlich ich), dass es auf die letzten Meter auch nicht mehr ankommt. Insgesamt waren das vom Ziel auf der Mall bis zum Hotel an der Tower Bridge ca. 5-6 Kilometer. Eine ähnliche Strecke bin in New York nach dem Marathon damals auch noch gelaufen, und das fühlte sich da auch schon irgendwie gut an.

Am Abend gab es dann im Hotel noch einen kleinen Umtrunk von InterAir, bei dem man sich auch noch einmal mit den anderen deutschen Läufern austauschen konnte. Es gab auch ein kleine Verlosung, bei der ich aber leer ausgegangen bin.

Mein Ergebnis

Im Ziel!Meine erhoffte Wunschzeit habe ich zwar recht deutlich verfehlt, aber es ist wie es ist. Unter den gegebenen Umständen bin ich mit meiner Zielzeit von 04:34:17 aber dennoch zufrieden und liege damit auch immer noch ungefähr beim Durchschnitt aller Finisher. Es war einfach toll einen Marathon in London laufen zu dürfen und einer der über 48.000 Finisher zu sein. Laut einer offiziellen Statistik gab es nur 590 registrierte Läufer aus Deutschland, wie viele davon auch gestartet sind und gefinshed haben weiß ich aber leider nicht. Im Six-Star-Runnerportal von Abbott wird mir sogar angezeigt, dass ich als 39. Deutscher ins Ziel gekommen bin, was ich aber kaum glauben kann. Ich vermute das ist nur die Position der dort im Portal registrierten Läufer.

Das Wetter

Auch wenn das Wetter unterm Strich vermutlich kein wirklicher Faktor war, der meine Zielzeit beeinflusst hat, hätte ich mir natürlich trotzdem etwas mehr Sonne gewünscht. Insbesondere am Start wurde das Gesamterlebnis etwas getrübt, weil man schon beim Überqueren der Startlinie komplett nass war. Nach den ersten 10 Kilometern im Regen hatte sich das Wetter dann aber etwas beruhigt. Zwischendurch gab es zwar immer mal wieder ein paar Tropfen, aber im Großen und Ganzen blieb es im weiteren Verlauf von oben einigermaßen trocken. Etwas später am Nachmittag, als ich den Zielbereich bereits verlassen hatte, kam sogar wieder ein wenig die Sonne heraus.

Blessuren

Ich weiß nicht mehr genau, wann mir das aufgefallen ist, aber irgendwann bemerkte ich am linken Schuh vorne eine leichte rotbraune Verfärbung. Am Anfang dachte ich, es wäre einfach Dreck aus einer Pfütze oder Ähnlichem, aber die Stelle wurde immer größer und bis zum Ende des Rennen zog sich die Färbung über den gesamten Schuh. Scheinbar sorgten die nassen Socken für eine ungewohnte Reibung am großen Zeh links, was dann zu einer leichten Blutung führte. Es war aber null schmerzhaft und hat auch nicht gestört. Allerdings hatte ich schon ein paar Befürchtungen, dass das fies enden könnte. Klären konnte ich das aber erst am späten Nachmittag im Hotel, denn vorher konnte und wollte ich meine Schuhe nicht ausziehen.

Fazit

Vermutlich hätte ich gerne einen etwas euphorischeren Artikel geschrieben, aber es muss eben auch solche Rennen geben, bei denen nicht alles glatt läuft. Vor allem weiß ich, dass ich nicht viel daran hätte ändern können. Auf manche Dinge, wie z.B. das Wetter oder eben einen verstimmten Magen kann man eben keinen Einfluss nehmen. In London zu laufen war trotzdem ein absolut tolles Erlebnis! Die ganze Stadt zelebriert den Marathon und die Stimmung an der Strecke war trotz des Wetters einfach super. Außerdem war in der Stadt schon die große Vorfreude auf die Krönung von King Charles zu spüren, die ja zwei Wochen später stattfand.

Aber nach dem Marathon ist bekanntlich vor dem Marathon und so stehen im Herbst noch Monschau und Amsterdam auf dem Programm. Und vielleicht fallen mir auch noch ein paar andere Dummheiten ein. Der nächste Major wird dann vermutlich Boston werden. Mal schauen, ob das im nächsten Jahr schon klappt.

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