ISDN-Abschaltung: Umstieg auf eine Cloud-Telefonanlage

VoIP und ab in die Cloud!
VoIP und ab in die Cloud!

Als die Telekom vor einiger Zeit angekündigt hat, bis zum Jahr 2018 alle ISDN-Anschlüsse komplett auf All-IP umzustellen, habe ich angefangen mich mit dem Thema IP-Telefonie zu beschäftigen. Ich bin zwar schon sehr lange kein Telekom-Kunde mehr, sondern mit meinem Anlagenanschluss bei Vodafone – die sich allerdings noch bis 2022 Zeit lassen wollen. Aber das heißt ja nicht, dass man bis dahin warten muss.

Die Ausgangssituation

Meine Firma hat derzeit zwei ISDN-Anlagenanschlüsse, also insgesamt vier Amtsleitungen. Daran betreibe ich eine Siemens HiPath Telefonanlage mit mehreren OpenStage Systemtelefonen, einer integrierten DECT-Basisstation, an der wiederum mehrere Gigasets hängen, und eine Fax-Karte im Server, für die ich eine interne analoge Nebenstelle der HiPath nutze.

Im Prinzip funktioniert das alles sehr zuverlässig und könnte so noch viele Jahre weiter genutzt werden. Aber es gibt viele Dinge, die mich anfangen zu nerven. Weil sie einfach nicht mehr zeitgemäß sind und daher eben doch nicht funktionieren. Das fängt z.B. schon damit an, dass es nur eine sehr altmodische Wahlwiederholungsfunktion gibt, die nur die letzten drei gewählten Nummern speichert und die Liste der entgangenen Anrufe funktioniert auch nur sehr eingeschränkt. Wenn man das mit den umfangreichen Anruflisten auf dem iPhone vergleicht, ist das echt ein Sprung zurück ins letzte Jahrtausend. Das Gleiche gilt für die Programmierung der HiPath. Die Software scheint noch aus Windows-95-Zeiten zu stammen. Die Anbindung der Telefone an Outlook klappt im Prinzip auch nur, wenn man Glück hat – Unter anderem weil es keinen vernünftigen 64bit-TAPI-Treiber gibt. Und so könnte man die Liste fortsetzen...

HiPath umrüsten oder austauschen?

Der erste Gedanke für den Umstieg von ISDN auf All-IP war natürlich, einfach die vorhandene HiPath aufzurüsten, bzw. die ISDN-Baugruppen durch VoIP-Baugruppen zu ersetzen. Eigentlich eine sehr naheliegende Lösung. Aber so einfach ist es dann eben doch nicht.

Wie ich ja schon in meinem letzten Blogartikel zu alter Fernmeldetechnik berichtet habe, bin ich ausgebildeter Kommunikationselektroniker. Gelernt hatte ich damals bei Siemens, lange bevor sich der damals große Konzern von vielen seiner Geschäftsbereiche getrennt hat. Meine Ausbildung ist zwar über 20 Jahre her, aber damals hatte ich eben schon mit HiCom- bzw. HiPath-Anlagen zu tun und daher hatte ich auch für meine Firma eine HiPath-Anlage gewählt. Nun gut, mittlerweile gehört dieser Geschäftsbereich zur Firma Unify und hat genauso wie die ehemalige DECT-Sparte Gigaset nichts mehr mit Siemens zu tun.

Im Frühjahr diesen Jahres habe ich also mal bei Unify angerufen, um mich nach den Möglichkeiten der Umrüstung meiner HiPath zu erkundigen. Telefonisch konnte man mir leider keine Auskunft geben und nach langem hin und her wurde mir widerwillig der Rückruf eines Vertriebsmitarbeiters zugesagt. Das könne aber ein bis zwei Wochen (sic!) dauern. Nun gut. Auf den Rückruf warte ich noch heute...

Ich habe das Thema dann erstmal etwas ruhen lassen. Als ich aber vor zwei Monaten einen neuen Mitarbeiter gesucht habe, wurde das Thema Telefonanlage wieder aktuell, da für den neuen Arbeitsplatz natürlich auch ein weiteres Telefon benötigt wurde. Ich hatte dann zunächst für kleines Geld ein gebrauchtes OpenStage-Telefon gekauft, in dem Wissen, dass das nur vorübergehend sein sollte. Denn mir war mittlerweile klar, dass ich die alte HiPath durch eine neue VoIP-Anlage ersetzen wollte.

Ich machte mich also auf die Suche nach Alternativen. Dabei viel mir schnell auf, dass sich der gesamte Markt in den letzten Jahren deutlich konsolidiert hat, und dass es viele der mir von früher bekannten Hersteller verschwunden sind. Auch, dass es kaum noch komplette Telefonanlagen mit den zugehörigen Telefonen gibt, sondern dass es viel sinnvoller ist, die Endgeräte unabhängig von der Anlage auszuwählen.

Beim Angebot passender IP-Telefonanlagen stellte sich allerdings auch bald etwas Ernüchterung ein. Eines der interessantesten Produkte bietet da im Prinzip sogar eine FritzBox von AVM. Allerdings ist die von mir vorgesehen Konfiguration und insbesondere die Anzahl der schnurgebundenen Desktop-Telefone fast schon eine Nummer zu groß. Die Haupt-Zielgruppe der FritzBox dürften da eher Privatnutzer sein.

Abgesehen davon, dass die Telefone nun nicht mehr über zwei oder vier Adern direkt mit der Telefonanlage verbunden sind, sondern einfach zusammen mit allen anderen Geräten am Netzwerk-Switch hängen, scheint die sonstige Entwicklung irgendwie stehen geblieben zu sein. Allerdings hängen viel Funktionen auch direkt von den angeschlossenen Telefon ab. Und hier gibt es schon ein paar interessante Geräte. Aber dazu später mehr...

Oder besser eine virtuelle Telefonanlage aus der Cloud?

Die weitere Recherche führte mich dann bald zu virtuellen Cloud-Telefonanlagen, einem aktuell recht schnell wachsendem Markt. Wie der Name vermuten lässt, muss man bei einer Cloud-Telefonanlage also keine eigene TK-Anlage mehr betreiben, sondern nutzt eine zentrale Telefonanlage in einem Rechenzentrum. Diese auch als IP-Centrex oder Hosted-PBX bekannten Lösungen bieten natürlich eine Menge Vorteile.

Die SIP-Telefone loggen sich einfach über das Internet in diese Telefonanlage ein. Und zwar unabhängig von ihrem Standort. Trotzdem sind die Telefone genauso nutzbar wie herkömmliche Telefone einer Nebenstellenanlage. Und natürlich ist im Prinzip jedes VoIP-fähige Endgerät nutzbar, also auch reine Softphone-Lösungen. Auch Mobiltelefone lassen sich mit einer App direkt an der Anlage betreiben, sodass man auch unterwegs über die Festnetznummer erreichbar ist.

Eine Cloud-Telefonanlage ist dabei im Prinzip frei skalierbar, das heißt, wenn man eine neue Nebenstelle benötigt, kann man diese einfach flexibel dazu buchen. Das Gleiche gilt für verschiedene Funktionen oder Leistungsmerkmale. Die Konfiguration der gesamten Telefonanlage erfolgt über ein Webinterface direkt im Browser.

Zum Betrieb bzw. zur Nutzung einer Cloud-Telefonanlage benötigt man nur noch einen Breitband-Internetanschluss. Der klassische Telefonanschluss entfällt dabei komplett, denn die Rufnummern werden direkt zum Anbieter der Cloud-Telefonanlage portiert. Allerdings sollte man einen schnellen Internetanschluss haben, insbesondere wenn man auf mehreren Sprachkanälen parallel telefonieren möchte. Pro Sprachkanal kann man von 100KB ausgehen, gegebenenfalls sollte man den Router bzw. das Lokale Netz per Quality-of-Service (QoS) optimieren. Glücklicherweise habe ich einen sehr schnellen Internetzugang von Unitymedia mit 200MB Down- und 20MB Upstream. Also eigentlich die idealen Voraussetzungen.

Ich war überzeugt und mir war schnell klar, dass ich auf diese neue und innovative Technik umsteigen wollte. Zwar hatte ich zunächst noch ein paar Bedenken hinsichtlich der Zuverlässigkeit bzw. der Erreichbarkeit, denn wenn das Internet ausfällt ist auch das Telefon tot. Bisher waren Telefon und Internet bei mir komplett getrennt, also unabhängig voneinander. Aber wenn das Internet ausfällt, bin ich ohnehin komplett „arbeitsunfähig“, der parallele Ausfall des Telefons wäre daher verschmerzbar. Und für den Notfall gibts ja noch das Handy.

Das war also entschieden. Die virtuelle Telefonanlage sollte kommen. Blieb die Frage nach der Hardware und dem passenden Anbieter.

Welche Telefone will ich einsetzen?

Ein großer Vorteil beim Einsatz einer Cloud-Telefonanlage bzw. von einem Voice-over-IP-Anschluss ist ja, dass man bei der Auswahl der Telefone völlig frei ist. Ich benötige aktuell vier Desktop-Telefone sowie drei schnurlose DECT-Telefone. Das Fax soll direkt in der Cloud-Anlage als reine eFax-Lösung (Fax-to-Mail/Mail-to-Fax) eingebunden werden. Eigentlich braucht man ja heutzutage gar kein Fax mehr, aber Ausnahmen bestätigen eben die Regel... Die meisten Anbieter berechnen für eine solche Lösung nur einen Euro pro Monat, das gönne ich mir also gerne noch für ein paar Jahre.

Power-over-Ethernet

Da es sich bei VoIP-Telefonen um Geräte mit Ethernet-Anschluss handelt, macht das natürlich auch die Verkabelung einfach, denn die Telefone werden einfach per Netzwerk-Kabel ins lokale Netzwerk integriert. Allerdings wollen die Telefone natürlich auch mit Strom versorgt werden und der kommt ja normalerweise aus der Steckdose. Um sich zusätzliche Stecker-Netzteile zu sparen, können die meisten Geräte aber mit Power-over-Ethernet (PoE) versorgt werden. Und damit kommen wir zur ersten Investition, die zwar nicht unbedingt notwendig, aber durchaus sinnvoll ist: Einem PoE-Switch.

Da ich in meinem Netzwerk immer schon Geräte von Netgear eingesetzt habe, habe ich mich für einen 24-Port Gigabit PoE-Switch aus der ProSafe-Serie entschieden. Die Hälfte der Ports sind bei diesem Modell als PoE-Port ausgelegt, sind allerdings nur aktiv, wenn ein PoE-fähiges Gerät angeschlossen ist. Das erscheint mir durchaus als sinnvoll und dürfte insgesamt stromsparender sein, als ein Haufen Stecker-Netzteile.

Gigaset

Die Auswahl der DECT-Geräte war recht einfach, denn die ehemalige Siemens-Marke Gigaset scheint hier immer noch die erste Wahl zu sein. Abgesehen von diversen Testberichten, wurde mir das auch in den Gesprächen mit den Cloud-Telefonie-Anbietern bestätigt. Ich habe mich für die Basisstation Gigaset N510 IP PRO mit den passenden Gigaset S510H PRO Handsets entschieden.

Yealink

Die Auswahl der klassischen Büro- oder Desktop-Telefone war dann nicht mehr ganz so leicht. Dabei hatte ich zunächst auch Modelle von Gigaset im Auge, bin dann aber bei der weiteren Suche insbesondere auf die Geräte von Snom und Yealink gestoßen. Beides Hersteller, die mir bisher völlig unbekannt waren. Deren Telefone sind aber bei den meisten Anbietern von Cloud-Telefonanlagen die bevorzugten Geräte.

Bei beiden Herstellern gefällt mir insbesondere, dass die Telefone nicht flach, sondern in einem sehr steilen Winkel auf dem Tisch stehen. Man bedient diese also eher von vorne als von oben – was ich deutlich ergonomischer finde. Ich habe mich dann für das Yealink T46G entschieden. Das Modell mit dem großem Farbdisplay, aber ohne Touchscreen, dafür aber noch mit „echten“ LED-Tasten. Das finde ich bei einem Tischtelefon praktikabler, insbesondere weil man die LEDs, die man z.B. als Besetztlampenfeld (BLF) nutzt, auch aus dem Augenwinkel schneller erfassen kann, als ein kleines Icon im Display. Aber das ist sicher Geschmackssache.

Welcher Cloud-Telefonanlage von welchem Anbieter?

Nun kommen wir zu Kernfrage. Für welchen der vielen Anbieter soll ich mich entscheiden? Der Markt ist noch recht jung, es gibt viele Anbieter und deren Angebote sind nicht alle ohne Weiteres vergleichbar. Also habe ich mich mit diesem Thema am ausführlichsten beschäftigt. Insbesondere in welcher Art die Tarife berechnet werden, ist recht unterschiedlich. Es gibt Pauschal-Tarife für z.B. 5 oder 10 Teilnehmer, oder es wird pro Teilnehmer oder pro aktivierter Durchwahl berechnet. Hinzu kommen diverse Optionen für bestimmte Leistungsmerkmale oder auch Flatrates. Insgesamt liegen aber bei allen Angeboten, die ich erhalten habe, die monatlichen Kosten unterhalb der Kosten meines jetzigen Telefonanschlusses.

Nach längerer Suche habe ich folgende Anbieter in meine engere Auswahl genommen: Vodafone OfficeNet, Sipgate Team, NFON und Placetel. Zwei dieser Anbieter sind recht schnell wieder aus dem Raster gefallen und mit den anderen Beiden habe ich bis jetzt sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Daher werde ich beiden Anbietern später noch jeweils einen eigenen Blogartikel widmen.

Vodafone OfficeNet

Da ich meinen aktuellen Telefonanschluss bei Vodafone habe, war es natürlich naheliegend, mir auch deren Angebot anzusehen. Ich war eigentlich immer zufrieden mit Vodafone und könnte mir dort die Portierung der Rufnummern zu einem anderen Anbieter ersparen. Außerdem lassen Smartphones recht intelligent direkt in die Anlage integrieren. Letztes ist allerdings bei einem der großen Mobilfunkprovider keine Überraschung. Die Informationen die man auf deren Website zu Vodafone OfficeNet findet, sind allerdings sehr dürftig oder nur über Umwege zu finden. Von der Hotline war überhaupt gar nichts über deren OfficeNet Angebot zu erfahren. Der Hotliner kannte das Produkt nicht einmal... Nun gut.

Aber es gibt weitere Gründe, die eindeutig gegen Vodafone OfficeNet sprechen. Soweit ich das herausfinden konnte, gibt es relative lange Vertragslaufzeiten, aber bei einer so neuen und innovativen Technologie, die sich sicher in den nächsten Jahren noch stark weiterentwickeln wird, möchte ich mich ungern lange bei einem Anbieter binden.

Ebenfalls für ein absolutes und unzeitgemäßes No-Go halte ich die Zwangsgeräte, die man nur über Vodafone beziehen kann. Andere Telefone lassen sich nicht verwenden. Es handelt sich dabei zwar um die durchaus interessanten Snom-Telefone, diese haben aber eine spezielle Vodafone-Firmware und einen Netlock, sodass man diese auch nicht bei einem anderen Anbieter nutzen kann. (Ich lasse mich hier gerne korrigieren, aber das sind die Infos die ich online gefunden habe.)

Zu guter Letzt ist dann noch die Einschränkung, dass man einen Vodafone DSL-Anschluss benötigt. Andere Anbieter, also wie bei mir Unitymedia sind nicht möglich. Diese Einschränkung entbindet im Grunde auch von der Möglichkeit, dass Mitarbeiter ab und zu mal im Homeoffice arbeiten können. Denn diese bräuchten dann ebenfalls einen Vodafone DSL-Anschluss und außerdem sind weitere „Standorte“ erst ab fünf Teilnehmern möglich.

Sorry Vodafone, aber Ihr habt es einfach nicht verstanden...

Sipgate Team

Als einem der ältesten VoIP-Anbieter am Markt habe ich mir natürlich auch Sipgate angeschaut. Deren Angebot nennt sich Sipgate Team und wird in Paketen von 3, 5, 10, 25 oder mehr Teilnehmern angeboten. Die Pakete sind monatlich kündbar und jederzeit up- oder downgradebar, bieten also die Flexibilität, die ich mir wünsche.

Ich habe mir dort mit wenigen Klicks ein kostenloses Testpaket gebucht, das sofort nutzbar war. Die Einrichtung der Testrufnummer auf meinem Yealink-Telefon war problemlos, alles machte einen soliden Eindruck, dennoch fehlte mir ein wenig der Hauch von Innovation. Auch in diversen Testberichten, die ich mir angesehen hatte rangiert Sipgate nicht gerade auf den oberen Rängen.

Für einen Privatanschluss ist Sipgate sicher keine schlechte Wahl, aber für meine Firma konnte mich das Angebot irgendwie nicht so richtig überzeugen. Insbesondere da ich ja auch noch andere Angebote getestet habe, die mich einfach mehr überzeugt haben.

NFON

NFON ist der nach eigenen Angaben der größte Anbieter von Cloud-Telefonanlagen und adressiert nicht nur kleine und mittelständige Firmen sondern auch große Unternehmen mit vielen tausend Nebenstellen. Das gesamte Angebot des in München ansässigen Unternehmens wirkt sehr innovativ und der Leistungsumfang ist enorm. Abgerechnet wird pro Nebenstelle, diese können aber unter mehreren Rufnummern und auf mehreren Geräten parallel erreichbar sein. Auch bei NFON kann man monatlich kündigen und jederzeit Nebenstellen abbestellen oder dazu buchen.

Die monatlichen Kosten pro Nebenstelle sind etwas höher als bei anderen Anbietern, aber dafür ist der Leistungsumfang auch etwas größer. Wenn man alle Optionen mit einrechnet sind die gesamten monatlichen Kosten aber nur unwesentlich höher als bei anderen Anbietern. Allerdings verlangt NFON im Gegensatz zu den meisten Mitbewerbern diverse Einrichtungsgebühren sowie eine Portierungsgebühr. Wenn aber das Gesamtpaket stimmt, bin ich gerne bereit ein paar Euro mehr zu bezahlen.

Auch NFON stellt eine kostenlose Testanlage zur Verfügung, allerdings geht das nicht einfach per Klick in wenigen Minuten. Der gesamte Vertrieb wird über Partner abgewickelt, daher kann man nur ein Kontaktformular ausfüllen und wird dann von einem Partner kontaktiert. Die Beratung des Partners war aber sehr vorbildlich und zuvorkommend und mir wurden alle Fragen sehr kompetent beantwortet.

Bei der Bereitstellung der Testanlage gab es dann leider ein paar technische Probleme, sodass ich diese erst nach einigen Tagen nutzen konnte. Die Einrichtung der Telefone verlief problemlos, allerdings benötigen die Yealink-Telefone eine spezielle Firmware von NFON mit Auto-Provisionierung, die zwar viele Konfigurations-Möglichkeiten beschneidet, das Telefon dafür aber besser in die Telefonanlage einbindet. Das finde ich zwar etwas unschön, aber es wäre ein Kompromiss gewesen, mit dem ich hätte leben können.

NFON bietet außerdem eine eigene App für iOS und Android an, mit der man das Smartphone ebenfalls n die Anlage bzw. parallel auf eine Nebenstelle buchen kann. Somit kann man über die Festnetznummer auch von Unterwegs ein- und ausgehend telefonieren. Interessant ist hier noch die Funktion, dass man bei eingehenden Anrufen optional eine automatische Rückruf-Funktion einrichten kann. Das sorgt dafür, dass man keine teuren ausgehenden Telefongebühren von der Anlage zum Mobiltelefon zahlen muss. In diesem Fall initiiert die App einen Anruf zur Anlage hin und die Anlage verbindet die beiden Gespräche mit einander. Das ist aber natürlich nur sinnvoll, wenn man einen Mobilfunkvertrag mit einer Telefonflatrate hat. Der Anrufer und auch man selber bekommt von diesem Rückruf gar nichts mit, da das alles automatisch im Hintergrund abläuft.

Ein Bekannter von mir ist schon etwas länger Kunde bei NFON und so habe ich mich natürlich auch nach seinen Erfahrungen erkundigt. Eigentlich also ein weiterer Pluspunkt der für NFON gesprochen hätte.

Meine Entscheidung für NFON war eigentlich schon gefallen und der Auftrag erteilt, aber dann kam es leider zu einer sehr unschönen Wendung und ich habe meinen Auftrag wieder storniert. Dazu werde ich aber wie gesagt in einem gesonderten Blogartikel schreiben.

Placetel

Die Cloud-Telefonanlage von Placetel bzw. der finocom AG aus Köln ist der von NFON recht ähnlich. Abgerechnet wird hier allerdings nicht pro Nebenstelle, sondern pro aktivierter Rufnummer/Durchwahl. Es werden also z.B. auch Rufnummern für Sammelanschlüsse berechnet, an denen gar keine direkte Nebenstelle hängt. Bei den monatlichen Gesamtkosten kommt man inklusive aller Optionen durch die günstigeren Gebühren pro Nummer allerdings auf einen ähnlichen Betrag.

Wie bei Sipgate konnte ich mir auch bei Placetel mit wenigen Klicks eine kostenlose Testanlage freischalten. Die Bedienoberfläche ist sehr übersichtlich und selbsterklärend. Außerdem bietet Placetel ein sehr umfangreiches Wiki an, in dem sämtliche Konfigurations-Möglichkeiten sowie natürlich auch die Einrichtung der Endgeräte ausführlich erklärt werden. Und bei eventuellen weiteren Fragen antwortet der eMail-Support sehr schnell.

Die Telefone waren erwartungsgemäß auch sehr schnell eingerichtet. Bei Placetel kann die normale Firmware von Yealink verwendet werden. In der Testanlage stehen aber leider einige Funktionen wie z.B. die BLF-Option nicht zur Verfügung. Ich gehe aber davon aus, dass diese wie gewünscht funktionieren wird, wenn man diese bucht. Placetel bietet auch eine als Zero-Touch bezeichnete Auto-Provisionierung an. Diese kann auf dem Telefon manuell oder automatisch gestartet werden und sorgt dafür, dass alle Einstellungen, die zum Betrieb an der Anlage notwendig sind, automatisch eingestellt und aktuell gehalten werden.

Palcetel bietet ebenfalls eine eigene App an, mit der man das Smartphone in die Anlage einbuchen kann und so über die eigene Festnetz-Durchwahl erreichbar ist. Diese bietet natürlich auch die oben beschriebene automatische Rückruf-Funktion. Die App wirkt zwar optisch nicht mehr ganz so modern, aber da wird es sicher in absehbarer Zeit ein Update geben.

Nachdem ich also meinen Auftrag bei NFON wieder storniert hatte, viel meine Wahl natürlich ohne weiter nachzudenken auf Placetel. Die Beauftragung erfolgt hier ebenfalls mit ein paar Klicks und schon nach ein paar Stunden wurde mir der Start der Rufnummernportierung bestätigt.

Wie läuft die Umstellung ab?

Wenn man sich also für einen Anbieter entschieden hat – in meinem Fall also nun Placetel – ist der nächste Schritt die Rufnummernportierung. Es sei denn man hat noch gar keine Rufnummern, dann kann man diese natürlich direkt beim Anbieter der Cloud-Telefonanlage bestellen. Das geht in meisten Fällen sogar in Echtzeit.

Rufnummernportierung

Der Ablauf der Rufnummernportierung ist von der Bundesnetzagentur genau geregelt und dafür gibt es standardisierte Formulare. Man muss beim Ausfüllen nur darauf achten, dass man die Daten, also Name, Adresse, etc. exakt so einträgt, wie diese beim alten Anbieter hinterlegt sind. Am besten mal in die alten Vertragsunterlagen oder auf die letzte Rechnung schauen. Der Name meiner Firma wird von manchen Anbietern leider insbesondere hinsichtlich der Groß- und Kleinschreibung oder der Worttrennung teilweise etwas falsch gespeichert. Man sollte also diese falsche Schreibweise in das Portierungsformular eintragen. Ansonsten kann es zu unerwünschten Verzögerungen kommen.

Mit dem Auftrag einer Rufnummernportierung kann man durch den neuen Anbieter auch direkt die Kündigung beim alten Anbieter vornehmen lassen. Das ist bei kurzen Kündigungsfristen sicher kein Problem. Ich habe allerdings bereits vor der Beauftragung der Cloud-Anlage selber bei Vodafone gekündigt. Durch einen Anruf bei der Hotline hatte ich nämlich erfahren, dass ich meine Kündigungsfrist um ein paar Tage verpasst hatte und sich der Vertrag somit um ein weiteres Jahr verlängert hatte...

Nach ein paar Diskussionen mit der Vodafone-Hotline und einem kurzen Schriftwechsel konnte ich Vodafone aber davon überzeugen, meinen Vertrag doch wunschgemäß bis zum Ende diesen Jahres zu kündigen. Kulanz ist dort also doch kein Fremdwort.

Dem Portierungsformular hatte ich dann auch die Bestätigung meiner Kündigung beigefügt. Und so gab es erwartungsgemäß keine Probleme. Der Portierungstermin wurde mir zwischenzeitlich für Ende Dezember bestätigt. Das passt also alles.

Konfiguration

Die Vorabkonfiguration meiner neuen virtuellen Telefonanlage ist derzeit nur eingeschränkt möglich, da ich jetzt erst auf meine Rufnummern warten muss. Diese werden mir allerdings ca. eine Woche vor dem Portierungstermin in der Anlage bereitgestellt. Das sollte also locker reichen.

Man könnte die Rufnummern zwar bereits vorab per CLIP No Screening auf die neue Anlage umleiten. Aber das ist mit zusätzlichen Kosten verbunden und auf die paar Wochen kommt es mir jetzt auch nicht mehr an.

Hardware

Die gesamte Hardware, also der PoE-Switch und die gesamten Telefone sind bereits hier, ich habe diese ja bereits mit den Testanlagen in Betrieb genommen. Es ist also alles in Wartestellung.

Sobald meine neue Cloud-Telefonanlage in Betrieb ist – also im neuen Jahr – werde ich noch einmal einen Erfahrungsbericht schreiben.

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Bisher 9 Kommentare
  1. Sven

    31. März 2016, 20:23 Uhr

    Vielen Dank für Deinen tollen Beitrag, jetzt interessiert es mich aber brennend, wie es nach 5 Monaten aussieht?

  2. Thomas Mielke

    Thomas Mielke

    www.mielke.de

    1. April 2016, 10:12 Uhr

    @Sven: Der Bericht folgt. In der Kürze: Nach ein paar Startschwierigkeiten läuft jetzt alles prima.

  3. Jörg Wagner

    Jörg Wagner

    4. Juni 2016, 10:12 Uhr

    Hallo Thomas,
    sehr guter Artikel. Ich habe diesen ganzen Prozess auch gerade durchlaufen und bin ebenfalls schlussendlich bei Placetel gelandet.

    Ein Stein über den ich zwischenzeitlich gestolpert bin und der in Deinem Artikel vielleicht erwähnenswert wäre:

    Bei Weitem nicht alle VOIP-Anbieter bieten tatsächlich Cloud-Telefonanlagen an. Gerade die auf den ersten Blick günstigeren Anbieter stellen eigentlich nur Gateways zwischen VOIP und Festnetz zur Verfügung. Es gibt keine Internnummern, keine Funktionen zum internen Vermitteln, keine stufenweisen Routingszenarien etc. Dieser Unterschied wird in den Leistungsbeschreibungen der reinen Gateway-Anbieter meist nach Kräften verschleiert. Selbst die c't hat in ihrem VOIP-Artikel von Okt. 2014 hier nicht differenziert.

    Ein Beispiel für einen Gateway-Anbieter ist Easybell. Ich hatte hier sogar schon einen großen Rufnummernblock gebucht, als mir der Unterschied endlich klar wurde.

    Bin gespannt auf Deinen Folgebericht! Wenn Du möchtest, kann ich unsere Erfahrungen beitragen.

  4. Christian

    Christian

    28. November 2016, 11:03 Uhr

    Hi,
    danke für den tollen Bericht. Wir nutzen seit einigen Wochen die Placetel TK Anlage. Nach diversen Startproblemen läuft jetzt alles stabil. Von der Sprachqualität sind wir jedoch ziemlich enttäuscht. Welche Erfahrungen habt ihr da gemacht ? Danke und VG

  5. Thomas Mielke

    Thomas Mielke

    www.mielke.de

    30. November 2016, 08:13 Uhr

    @Christian: Ich wollte schon längst mal wieder darüber bloggen....

    Also, ein paar Startprobleme hatte ich auch, aber der Support von Placetel war wirklich sehr hilfsbereit. Ich musste an meiner Router-Konfiguration einige Änderungen vornehmen. Insbesondere bei der Port-Freigabe. Alle Telefone haben nun feste IP-Adressen, und eigene UDP-Ports, die auch in der Konfiguration der Placetel-Telefonanlage eingetragen sind. Zusätzlich habe ich die Telefone im Router priorisiert (QoS). VoIP ist eben doch etwas anspruchsvoller, als das Surfen im Internet. Außerdem war Unitymedia mehrfach hier und hat den Kabel-Anschluss durchgemessen und neu justiert. Im großen uns Ganzen bin ich jetzt sehr zufrieden und bereue den Wechsel von ISDN zu VoIP in keinster Weise. Ganz im Gegenteil. Es läuft alles wirklich sehr stabil.

  6. Thomas

    Thomas

    14. September 2017, 18:43 Uhr

    Danke für diesen sehr interessanten und ausführlichen Bericht. Ich stehe auch gerade vor der Aufgabe eine neue Telefonanlage zu planen, hatte bisher Cloud-Anlagen jedoch nicht berücksichtigt. Gibt es deiner Ansicht nach Gründe, die gegen eine Cloud-Anlage sprechen? Ist vielleicht etwa die Funktionsvielfalt oder auch die Flexibilität eingeschränkt? Sehe ich das falsch, oder würden durch eine Cloud-Anlage auch die IP-Anschlüsse der Telekom komplett wegfallen? Wir müssen wahrscheinlich bis Ende des Jahres umstellen.
    Danke! Viele Grüße

  7. Thomas Mielke

    Thomas Mielke

    www.mielke.de

    14. September 2017, 22:49 Uhr

    @Thomas: Das hängt natürlich schon ein wenig vom Szenario ab und lässt sich nicht pauschal beantworten. Die wichtigste Voraussetzung ist natürlich eine zuverlässige Breitbandverbindung. Ein 16K DSL mit knappen Upstream kann schon eng werden, wenn mehr als ein oder zwei Personen gleichzeitig telefonieren wollen. Ansonsten sehe ich kaum Nachteile, sondern eher Vorteile. Vor allem in der Flexibilität und Skalierbarkeit.

    Häufig wird allerdings die Sicherheit bei der Verfügbarkeit der Notrufnummern genannt. Da ist ISDN sicherer, es sei denn jemand kappt die Leitung physisch.

    Ich bin sehr zufrieden und würde die Entscheidung auch jetzt nach über eineinhalb Jahren wieder genauso treffen.

  8. Wolfgang Heinz

    Wolfgang Heinz

    8. Mai 2018, 09:38 Uhr

    Hallo, danke für den Artikel,
    wie kann man denn ein analoges Fax einbinden?

  9. Thomas Mielke

    Thomas Mielke

    www.mielke.de

    8. Mai 2018, 10:01 Uhr

    @Wolfgang: Um analoge Geräte wie z.B. ein Faxgerät an einer Cloud-Telefonanlage anzuschließen, benötigst Du entweder einen SIP-Adapter, also ein Gerät, an das Du das Fax anschießt und das dann über das Internet mit der Cloud-Telefonanlage kommuniziert. Wenn Du eine FritzBox hast, die auch SIP-Telefonie unterstützt, dann kannst Du das Fax auch dort anschließen und die FritzBox fungiert dann als SIP-Adapter.

    Die Frage ist aber auch, ob man ein Fax heutzutage überhaupt noch in der klassischen Form benötigt, aber das muss sicher jeder für sich selber beantworten. Wenn man auf ein Fax nicht komplett verzichten kann, dann würde sich allerdings anbieten, den Faxdienst des des Cloud-Anbieters zu nutzen. Das ist im Prinzip ein Fax-to-Mail-Dienst, das bedeutet man bekommt ein Fax dann per Mail. Genauso kann man auch ein Fax versenden. Entweder per Mail an eine bestimmte Mail-to-Fax-Adresse, oder über das Online-Portal der Cloud-Telefonanlage.

    Ich nutze die Möglichkeit (Fax-to-Mail) aktuell noch, überlege aber, ob ich auf das Fax nicht komplett verzichten soll, da ich in den letzten Jahren eigentlich nur Fax-Spam erhalte. Die „echten“ Faxe kann ich an einer Hand abzählen.

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