Der New York City Marathon 2019 – Was für ein grandioses Erlebnis!

Yes! I did it!
Yes! I did it!

Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wo ich anfangen soll... Mein erster Marathon liegt hinter mir und ich bin einfach immer noch total geflasht! Eine sehr ereignisreiche Woche in New York City mit so vielen verschiedenen Eindrücken ist vorbei und ich bin überglücklich, das alles erlebt zu haben. Aber versuchen wir mal, das ein wenig chronologisch aufzuarbeiten.

Die Planung und Vorbereitung

Im Januar war die Entscheidung gefallen, dass ich meinen ersten Marathon laufen will – und zwar den größten Marathon überhaupt: Den TCS New York City Marathon

Gebucht hatte ich die Reise über InterAir, einem auf Laufreisen spezialisierten Anbieter und offiziell akkreditierten, sogenannten ITO (International Tour Operator), über den man eine garantierte Startnummer für New York erhalten kann.

Ich werde ihn laufen: Den TCS New York City Marathon 2019Das Jahresziel stand somit fest, und auch wenn es im Januar noch weit entfernt schien, war die Aufregung bereits da. Ich hatte gut neun Monate Zeit, mich körperlich und mental vorzubereiten. Drei Halbmarathons standen noch an, der Venloop und der Metro-Halbmarathon im Frühjahr sowie der Viactiv-Halbmarathon im Herbst, quasi als Generalprobe für die 42,195 Kilometer durch die Straßen von New York City. Dazwischen dann noch ein paar kleine Firmenläufe. Aber es sollte doch etwas anders kommen.

Krankheitsbedingt lief der Venloop nicht so toll, der Metro-Halbmarathon dafür aber mit einer für mich grandiosen neuen Bestzeit. Das weitere Frühjahr und der Sommer verliefen auch gut. Ich habe fast jedes Wochenende lange Läufe auf der Halbmarathon-Distanz absolviert und wollte dann nach den Sommerferien das Trainingspensum langsam immer weiter steigen.

Die Krankheitspause

Anfang September habe ich meinen ersten langen 30K-Lauf gemacht und zwei Tage später bekam ich dann plötzlich eine fiebrige Erkältung, die sich erstmal hartnäckig hielt. Zweieinhalb Wochen bin ich gar nicht gelaufen, denn ich wollte auch kein Risiko eingehen, irgendwas zu verschleppen. Die Firmenläufe sind dadurch leider alle ausgefallen und ich fing langsam an, mir ein paar Sorgen zu machen, ob das mit dem Training bis New York noch alles passen wird.

Dann stand ja auch noch der Viactiv-Halbmarathon an, den ich unbedingt laufen wollte. Vier Tage vor dem Lauf zog ich dann zum ersten Mal wieder die Laufschuhe an, hatte also eine halbe Woche Zeit, irgendwie meinen Körper davon zu überzeugen, einen Halbmarathon absolvieren zu müssen. Natürlich hätte ich den Lauf als ganz lockeren Trainingslauf anlegen können, habe mich aber doch dazu hinreißen lassen, mich direkt am Start hinter den Sub-2-Stunden-Pacer zu hängen. Die Quittung kam dann bereits bei Kilometer 8 oder 9, als ich die erste Gehpause einlegen musste. Und so habe ich mich dann irgendwie bis zum Ziel durch geschleppt. Aber solche Läufe gibt es eben auch.

Die Form kam wieder

Meine Formkurve bei StravaIn der darauf folgenden Woche kam die Form dann aber langsam wieder, der Puls normalisierte sich und das Laufen machte wieder richtig Spaß. So habe ich das Training recht schnell stark angezogen und mit vier bis sechs Einheiten in der Woche viele Kilometer abgespult. Im Oktober standen dann 280 Kilometer auf Uhr. Und das obwohl Ende Oktober schon das Tapering begann. Aber ich fühlte mich wirklich super und war heiß darauf endlich auf die Marathon-Strecke zu dürfen.

Die Anreise

Aufgeregt im FlugzeugAm Mittwoch vor dem großen Tag war es dann endlich soweit. Die Koffer waren gepackt und wir stiegen in Düsseldorf den Flieger nach Newark. Die Aufregung war groß und die Laufschuhe natürlich im Handgepäck. Am Flughafen Newark waren aber zum Glück alle Koffer vorhanden und wir wurden vom InterAir-Reiseleiter in Empfang genommen. Auf der Busfahrt nach Manhattan bekamen wir dann schon die ersten Infos zum Ablauf. Unser Hotel lag quasi direkt am Times Square und so war das am Abend auch unser erstes Ausflugsziel.

Mit Herbert Steffny durch den Central Park

Mit Herbert Steffny durch den Central ParkAm nächsten Morgen stand um 7:00h vor dem Frühstück bereits ein erster kleiner Trainingslauf mit Herbert Steffny – der ebenfalls zum Team von InterAir gehört – auf dem Programm. Mit der Gruppe ging es bei Nieselregen und schwülwarmen Temperaturen zum Central Park und Herbert Steffny zeigte uns den Zielbereich sowie Teile der doch recht welligen Strecke im Park, die man auf den letzten Meilen noch absolvieren muss. Dazu gab es weitere taktische Hinweise und natürlich ein Gruppenfoto. Zurück im Hotel gings unter die Dusche.

Die Marathon-Expo

Die Marathon-Expo im Javits-CenterNach dem Frühstück stand die Marathon-Expo im Javits-Center auf dem Programm, zu der wir auch gemeinsam mit einem Großteil der Gruppe gelaufen sind. Dort gab es die Startnummer und man bekam schonmal einen Eindruck von der unglaublichen Größenordnung der Veranstaltung. Es war aber alles perfekt organisiert und es gab keinerlei Warteschlangen. Anschließend begann dann der Kaufrausch auf dem riesigen Messestand des offiziellen Ausstatters New Balance. Frei nach dem Motto „Once in a Lifetime“ habe ich also unsere Kreditkarte strapaziert und ordentlich zugeschlagen. Lauf-Shirts, -Hosen, -Jacken, T-Shirts, Hoodies und natürlich auch was für die Kids, die ja leider Zuhause bleiben mussten.

Mein Name!!!Auf der Expo präsentierten sich natürlich auch andere Werbepartner und es gab Stände von anderen großen Marathons. Nicht zu vergessen natürlich die große Wand mit den Namen aller teilnehmenden Läufer*innen. Wirklich toll, dass dort der eigene Name zwischen ca. 55.000 anderen Namen stand!

Das Men's Leading Car

Das Men's Leading CarAußerdem konnte man die beiden Fahrzeuge – zwei weiße Volvo XC60 – die am Sonntag jeweils als Leading Car vor den Profi-Läufer*innen herfuhren, besichtigen und durfte sich sogar mit einem goldenen Stift darauf verewigen – was wir selbstverständlich gemacht haben. Die Fahrzeuge sollten dann an den Tagen nach dem Marathon bei der New Yorker Volvo-Vertretung ausgestellt werden und man hätte sich mit der eigenen Zielzeit auf dem Dachpanel fotografieren lassen können.

Die Halloween-Parade im Village

Die Halloween-Parade im VillageNach der Expo war ein wenig Sightseeing angesagt und am Abend wollten wir uns die große Halloween-Parade im Szeneviertel Greenwich-Village ansehen. Die fast frühlingshaften Temperaturen mit knapp über 20°C sorgten dann auch dafür, dass die Stimmung dort sehr ausgelassen war und wir auch einige recht freizügige Kostüme bewundern durften. Im Gegensatz zu unserem Karneval war das Publikum aber völlig nüchtern – denn der Konsum von Alkohol ist ja in der Öffentlichkeit verboten. Und auch die Musik kam zum Glück nicht aus Köln...

Morgens im Central ParkAm nächsten Morgen stand erneut ein Lauf mit Herbert Steffny auf dem Programm. Allerdings bei deutlich kühleren Temperaturen von unter 10°C, dafür aber mit klarem Himmel, sodass wir einen tollen Sonnenaufgang im Central Park genießen durften. Es waren erheblich mehr Läufer bzw. laufende Reisegruppen unterwegs als am Vortag und die Vorfreude auf den großen Tag stieg – das Wetter für Sonntag wurde mit sonnigen 10-12°C vorhergesagt.

Die Manhattan-Cruise

Blick auf ManhattenAm Nachmittag lud InterAir zur Manhattan-Cruise auf einem eigens angemieteten Schiff ein, das uns über den Hudson River vorbei an der Freiheits-Statue um die Südspitze von Manhattan herum den East River hoch bis zur Queensboro Bridge und wieder zurück brachte. Während wir die tolle Aussicht genossen, bekamen wir noch viele wertvolle Tipps von Herbert Steffny zum Streckenverlauf und zur sinnvollen Renntaktik. New York ist ja kein flacher Kurs, sondern hat vor allem in der zweiten Hälfte einige Brücken und Steigungen zu bieten. Und so wurde uns mehrfach eindringlich dazu geraten, es gerade am Anfang etwas lockerer anzugehen, um am Ende noch genug Körner zu haben.

Meine Startnummer und das offizielle Teilnehmer-ShirtAbends konnte man zur offiziellen Eröffnungsparade im Central Park, bei dem die Profi-Läufer*innen und alle teilnehmenden Nationen vorgestellt wurden. Das haben wir allerdings übersprungen und lieber noch einmal leckere Pasta gegessen. Am frühen Samstag Morgen fand dann noch der traditionelle Dash to the Finish Line 5K statt, an dem ich aber auch nicht teilgenommen habe. Dabei hat man die Möglichkeit, schon einmal in Rennatmosphäre über die Ziellinie zu laufen. Ich wollte mir meine Kräfte aber lieber für Sonntag sparen und das ganze Sightseeing ist ja auch nicht ohne.

Nachmittags kam dann noch die tolle Nachricht, dass spontan Freunde aus New Hampshire kommen würden. Wir waren somit Abends verabredet und genossen gemeinsam noch einmal leckere Pasta. Danach ging es dann ins Bett, denn der Wecker sollte am nächsten Morgen sehr früh klingeln...

Raceday!

Heute war es endlich soweit! Der Wecker klingelte also schon um 4:30h, allerdings wurden in der Nacht die Uhren auf Winterzeit umgestellt, sodass wir eine Stunde länger schlafen konnten. Vor Aufregung habe ich aber ohnehin recht unruhig geschlafen und dann natürlich erstmal kurz den Fernseher eingeschaltet, um sicher zu gehen, dass mein iPhone auch korrekt die Zeitumstellung berücksichtigt hatte. Aber es passte alles und dann es ging erstmal in die Dusche um wach zu werden.

Mit dem Bus nach Staten Island

Im Bus auf der Verrazzano-Narrows BridgeIch hatte vorher den Tipp bekommen, dass die Aufzüge am Marathon-Morgen etwas problematisch sein können, weil ja alle gleichzeitig und pünktlich weg wollen. Daher bin ich die zwölf Etagen über die Treppe nach unten und fand mich um ca. 5:30h in der bereits mit Läufern überfüllten Hotel-Lobby ein. Der Frühstücks-Raum war auch schon geöffnet und es gab für alle ein kleines Lunchpaket zum mitnehmen. Ich habe schnell einen Kaffee getrunken und dann stiegen wir auch schon in den Bus, der uns zum Start-Bereich im Fort Wadsworth bringen sollte. Die Route führte uns direkt über die Verrazzano-Narrows Bridge, über die es ja nach dem Start laufend wieder zurück ging. Das ist auch einer der Gründe, warum wir so früh aufbrechen mussten, denn hunderte von Bussen mussten ja pünktlich alle Läufer*innen zum Start bringen, bevor die Brücke gesperrt wurde.

Das Start-Village im Fort Wadsworth

Das Start-VillageGegen 7:00h kamen wir dann im Start-Village im Fort Wadsworth, direkt unter der Verrazzano-Narrows Bridge an. Schnell ging es durch die Sicherheitskontrolle und dann in den mir zugewiesenen grünen Startbereich. Man konnte sich zwar im gesamten Start-Village frei bewegen, also auch zu Orange oder Blau gehen, ich bin aber in Grün geblieben, da dieser auf der anderen Seite der Verrazzano Bridge liegt und laut der Tourbetreuer daher nicht ganz so voll ist. Die Schlangen an den Kaffee- oder Bagel-Ständen waren auch wie angekündigt recht kurz und auch bei den Toiletten ging es recht zügig.

Im Start-VillageIch war in der dritten Startwelle für ca. 10:35h, hatte also noch über drei Stunden Zeit, bis es endlich los ging. Da es Morgens natürlich mit unter 10°C noch recht kalt war, hatte ich mehrere Schichten warmer Klamotten an. Einen Teil habe ich später in einem speziellen Kleiderbeutel bei einem UPS-Truck abgeben und einen Teil habe ich kurz vor dem Start für einen guten Zweck gespendet. Es war zum Teil schon lustig anzusehen, was manche so für verrückte alte Sachen, wie Pullover, Jogginghosen oder Bademäntel anhatten, die dann nachher gespendet wurden. Ich hatte mir am Vortag auch noch einen kleinen Yoga-Block gekauft, auf den ich mich setzen konnte, um nicht auf dem kalten Boden sitzen zu müssen.

Warten am CorralGrundsätzlich gab es die Option, einen Beutel abzugeben, oder nach dem Ziel den sogenannten Post-Race-Poncho zu bekommen. Ich hatte mich gegen den Poncho entschieden, auch wenn ich rückwirkend betrachtet doch lieber den schicken Poncho hätte wählen sollen. Dafür konnte ich dann im Ziel aber wieder eine warme Hose anziehen.

Es geht zum StartVor lauter Aufregung hatte ich keinen richtigen Hunger, mir war aber natürlich bewusst, dass ich genug essen musste, um während des Rennens möglichst nur mit den angebotenen Getränken (Gatorade und Wasser) und meiner Gels auszukommen. Also habe ich mir das mitgebrachte Sandwich und ein paar Bagels rein gedrückt und noch zwei Kaffee getrunken. Insgesamt verging die Zeit im Start-Village aber doch recht fix und es wurde Zeit, meinen Beutel abzugeben und mich an meinem sogenannten Corral anzustellen. Dort gab es dann auch nochmal viele Toiletten und ich habe meine letzte Kleiderschicht – einen alten Hoodie und ein Paar Handschuhe – in eine der vielen Spendenboxen geworfen.

Von den Corrals wurden wir dann zur Startlinie geführt. Die grüne Linie war leider auf dem unteren Deck der Brücke und nicht oben, sodass mir der ikonische Blick durch die großen Pylone verwehrt blieb. Theoretisch hätte ich zwar noch die Startwelle/-Farbe wechseln können, wenn ich jemanden mit einer höheren Startnummer gefunden hätte, der mich mit in seinen Corral nimmt. Aber dann wäre der Start aufgrund meiner ohnehin schon recht hohen Nummer noch später gewesen und rückwirkend betrachtet war es unten auch völlig Ok.

Der Start

Es geht los!Am Start war die Aufregung und Vorfreude bei allen zu spüren. Es war eine tolle Atmosphäre. Aus den Lautsprechern tönte der Sprecher und dazu gab es Musik – unter anderem natürlich das obligatorische „New York, New York“, bei dem alle lautstark mitsangen. Dann der Startschuss für unsere Startwelle und vorne strömten die ersten Läufer*innen auf die Brücke. Ein unglaubliches Gefühl, da mitten drin zu sein! Die Brücke war direkt die erste Steigung, aber das war völlig egal. Alle hatten ihre Handys in der Hand und fotografierten oder filmten. Einige machten am Brückenrand noch ein paar Selfies in Richtung Manhattan und so ging es langsam zur Brückenmitte. Direkt neben uns flogen mehrere Hubschrauber vorbei und verfolgten das Geschehen auf der Brücke.

Auf der Verrazzano-Narrows BridgeTrotz der unfassbaren Menschenmenge hatte man aber ausreichend Platz und es gab kein Gedränge. Jetzt liefen wir runter von der Brücke in Richtung Brooklyn und das Tempo ging langsam in meine geplante Pace. Auf der Brücke war es noch recht kalt und so entledigten sich viele erst hinter der Brücke von ihrer letzten warmen Schicht, als wir wieder in der Sonne liefen.

Die meisten liefen komplett in kurz-kurz, ich hatte mich aber zur kurzen Hose für ein Longsleeve unter dem T-Shirt entschieden. In der Sonne war es zwar doch recht warm, sodass ich die Ärmel nach oben schob, ich war aber trotzdem froh, dass ich in Manhattan, als ein paar Wolken aufzogen und es im Schatten der Häuser merklich kühler wurde, diese wieder herunter ziehen konnte.

Brooklyn und Queens

Auf der 4th Avenue in BrooklynAls wir von der Brücke langsam nach Brooklyn herein liefen, kreuzten sich die drei Startfarben über die großen Zubringer der Brücke. Ein unglaublicher Anblick, überall diese Ströme von Läufern zu sehen. Die drei Startfarben hatten in Brooklyn zunächst etwas unterschiedliche Routen, bevor diese dann auf der 4th Avenue zusammengeführt wurden. Wir bogen dann von rechts auf die 4th Avenue ein und das Ausmaß wurde noch einmal viel deutlicher. Unfassbar! Diese riesige Straße war komplett bis zum Horizont mit Läufer*innen gefüllt! Ein unbeschreiblicher Anblick. Und ich mitten drin! Gänsehaut!

An der gesamten Strecke war eine ausgelassene Stimmung, überall jubelnde Menschen und Bands am Straßenrand. Höhepunkt in Brooklyn war der Stadtteil Williamsburg. Dort war die Straße etwas enger, aber vor allem, weil so unglaublich viele Menschen am Straßenrand jubelten und weit in die Straße herein drängten. Unzählige Kinder streckten ihre Hände den Läufer*innen zum abklatschen zu. Was für eine Kulisse! Party pur!

Blick von Brooklyn nach ManhattanMein Plan war, bis zur Queensboro Bridge möglichst konstant mit einer Pace zwischen 6:15 und 6:25 durchzulaufen und dann die Rampe der Brücke zu gehen. Das hat im Grunde auch gut funktioniert, denn in Brooklyn geht es ohne nennenswerte Steigungen fast nur geradeaus. Bei Kilometer 20, kurz vor der Halbmarathon-Marke, musste ich aber mal kurz austreten, bevor es dann über die Pulaski Bridge nach Queens ging. Von dort hatte man auch erstmals einen tollen Blick rüber nach Manhattan. Zeit für ein Foto musste also auch noch sein.

Was für eine Stimmung!Der Abschnitt in Queens war im Vergleich zu Brooklyn deutlich kürzer, sodass es nach wenigen Kilometern auch schon auf die Queensboro Bridge nach Manhattan ging. Ich fühlte mich immer noch gut, hatte inzwischen schon zwei Gels und eine Salztablette eingenommen und natürlich an allen Verpflegungs-Stationen Wasser oder Gatorade getrunken.

Blick von der Queensboro Bridge nach ManhattanEntgegen meines ursprünglichen Plans bin ich auf der Brücke sogar nur ein kurzes Stück gegangen und die Rampe doch zum größten Teil langsam gelaufen. Aber auch hier war natürlich auch noch Zeit für einen kurzen Foto-Stopp. Auf der Brücke waren keine Zuschauer und so war es dort sehr ruhig. Man hörte nur das Atmen und die Schritte der Läufer*innen. Je näher wir aber in Richtung Manhattan kamen, hörte man langsam aus der Entfernung das Jubeln der Massen, die dort auf uns warteten. Schon wieder Gänsehaut!

Die 1st Avenue in Manhattan

Über die Willie Avenue BridgeDann ging es also die Rampe herunter, in einem kurzen Bogen wieder unter der Brücke hindurch auf die 1st Avenue. Was war das für eine Geräuschkulisse! Die gesamte 1st Avenue war voll mit den Angehörigen der Läufer*innen aus der ganzen Welt. Alle Reiseveranstalter hatten Fahnen aufgestellt, damit man seine Liebsten leichter findet. Meine Frau und unsere Freunde standen ungefähr bei Meile 17. Ein schneller Kuss und weiter ging es. Da bin ich auch noch meine Kopfhörer losgeworden, die ich schwachsinnigerweise dabei hatte.

Über die „Last Damn Bridge“ zurück nach ManhattanAuf der 1st Avenue geht es erst ein Stück leicht bergab und der Jubel der Massen treibt einen an, schneller zu laufen, als man es eigentlich sollte, denn die lange Steigung in Richtung Bronx und auch die Steigung zurück auf der 5th Avenue lagen ja noch vor uns. Über die Willies Avenue Bridge ging es dann in die Bronx. Auf dem kurzen Stück durch die Bronx war zunächst deutlich weniger los, erst kurz vor der Madison Avenue Bridge – der „Last Damn Bridge“ – füllte sich der Straßenrand wieder. Von dort ging es also wieder zurück nach Manhattan, auf die 5th Avenue. Hier liefen wir zum ersten Mal direkt der Sonne entgegen und es war auch ein leichter Gegenwind zu spüren. Das erste Stück bis zum Marcus Garvey Park, war dort noch recht flach, aber danach fing langsam die lange Steigung bis zum Central Park an.

Central Park

Der Sonne entgegenAuf der 5th Avenue wurden erstmals auch Bananen-Stücke verteilt. Ich habe aber nur ein kleines Stück gegessen und hatte auch den Eindruck, dass mir dieses schwer im Magen lag und so habe auf weitere verzichtet. Kurz bevor wir dann in den Central Park einbogen, habe ich mein letztes Gel und nochmal eine Salztablette genommen. Mit dieser Versorgung und den Getränken vor Ort bin ich rückwirkend betrachtet auch gut klar gekommen. Meine Beine fühlten sich inzwischen zwar schon schwerer an, aber eine echte Ermüdung, Krämpfe oder den berüchtigten Hammer habe ich zu keinem Zeitpunkt verspürt.

Nochmal schnell Energie abholenIm Central Park ging es in mehreren Wellen noch ein paar Mal auf und ab, was man nach fast 40 Kilometern in den Beinen natürlich deutlich spürt. Dort stand auch nochmal meine Frau an der Strecke und ich habe mir mit einem Kuss noch einen letzten Energieschub abgeholt. Etwa bei Kilometer 40 ging es dann auch leicht abwärts und ich fing an es rollen zu lassen. Plötzlich war wieder mehr Energie da und ich habe den Endspurt gestartet. Ich wollte ins Ziel und noch ein paar Sekunden gut machen. Ich überholte etliche andere und fühlte mich einfach super.

Es ging am Grand Army Plaza wieder aus dem Central Park heraus, die 59th Central Park South hoch bis zum Columbus Circle. Die leichte Steigung dort habe ich gar nicht mehr gespürt, meine Beine wollten einfach ins Ziel. Am Columbus Circle ging es zurück in den Central Park, auf die Zielgerade. Auch hier ging es nochmal kurz auf und ab, aber der Jubel der Menge begleitete mich ins Ziel.

Im Ziel

Im Ziel!Ich hatte es geschafft! Unfassbar! Ich hatte meinen ersten Marathon gefinisht! Wahnsinn! Ein paar Offizielle schüttelten mir die Hand und gratulierten. Überall um mich herum erschöpfte aber glückliche und dankbare Gesichter. Ich stoppte die Uhr und öffnete die App auf meinem iPhone. Da stand sie, meine erste offizielle Marathon-Zielzeit! 4:41:11! Ich war überglücklich und trieb in der Menge weiter zur Medaillen-Übergabe. Da war sie endlich! Wow, wie groß und vor allem wie schwer! Schnell ein Medaillen-Selfie und ab ins Netz damit.

Glücklich im ZielDann gab es einen Verpflegungsbeutel und eine Wärmefolie. Man trieb weiter in der Menge, immer den Blick auf das Handy. Gratulationen kamen im Sekundentakt auf allen Kanälen und ich war völlig überwältigt, dass Ihr alle Zuhause so mitgefiebert habt und mich live ins Ziel begleitet habt. Der absolute Wahnsinn! Danke! Danke! Danke!

Ein Stück weiter bekam ich dann auch meinen Kleiderbeutel wieder und war froh, mir etwas warmes anziehen zu können. Das Anziehen der Hose war gar nicht so einfach und wenn man einmal saß, kam man nicht mehr so leicht hoch. Aber das ging den anderen auch nicht besser und so half man sich gegenseitig beim Aufstehen.

Am Central Park zurückEs ging dann noch ein Stück weiter in den Central Park herein, bevor man an der 81th Street auf die 8th Avenue Central Park West gelangte. Von dort ging es dann zurück. Zwischenzeitlich hatte ich mit meiner Frau telefoniert und wir hatten uns doch im Hotel und nicht am Central Park verabredet, weil die Family Reunion Area total überlaufen war und auch die Sicherheitskontrollen dort noch einmal viel Zeit gekostet hätten. Für mich hieß das also, noch einmal einen langen Fußmarsch zu machen. Aber das war Ok. Ich war überglücklich und hatte auch Lust dazu. Außerdem war ich mit den vielen anderen Läufer*innen alles andere als allein unterwegs. In Summe waren das vom Ziel bis zurück ins Hotel aber doch noch einmal gut 5 Kilometer und als ich dort ankam war es längst dunkel. Dort habe ich mich dann erstmal in die heiße Badewanne gesetzt und anschließend ins Bett gelegt. Und noch immer kamen pausenlos Nachrichten auf dem Handy an. Was für ein grandioser Tag!

Meine Medaille und ich auf dem Times SquareAm Abend hatte InterAir ein Pub angemietet und wir trafen dort einen Großteil der anderen deutschen Finisher. Auch Arne Gabius (bester Deutscher und 11ter in der Gesamtwertung) gab sich dort kurz die Ehre. Bei einer kleinen Tombola gab es dann Startnummern für andere große Marathons zu gewinnen, dabei bin ich aber leider leer ausgegangen. Natürlich habe ich mir erstmal einen großen Burger und ein paar Bier gegönnt, bevor wir dann doch relativ früh zurück ins Hotel gelaufen sind. Ich war nach dem langen und anstrengenden Tag – völlig überraschend... – total müde. Vorher musste aber natürlich noch ein Medaillenfoto auf dem Times Square gemacht werden.

Medal Monday

Ich bin in der New York Times!Ich habe gut geschlafen und meine Beine fühlten sich nach dem Aufstehen erstaunlich gut an. Ich würde aber lügen, wenn ich behaupten würde, keinen Muskelkater gehabt zu haben... Beim Frühstück im Hotel saßen viele andere Marathonis, die alle stolz ihre Medaille um den Hals trugen – Das Hotel war ohnehin mit gefühlt 95% von Läufer*innen und deren Angehörigen gefüllt.

Jemand hatte schon die Montagsausgabe der New York Times dabei und ich durfte nachschauen, ob ich dort auch aufgeführt war. Ich hatte vorher gehört, dass nur alle Finisher bis 4:30 dort aufgeführt würden, aber zu meinem Glück ging die Liste bis knapp unter 5 Stunden. Da stand also mein Name mit meiner Zielzeit in der New York Times! Schwarz auf Weiß! Crazy!

Nach dem Frühstück hatten wir eigentlich vor, zum Marathon-Pavillon im Central Park zu fahren, um dort die Medaille gravieren zu lassen. Aber wir hörten schon von anderen, die bereits vor Ort waren, dass dort mit sehr langen Wartezeiten zu rechnen war und so entschieden wir, die Gravur erst am nächsten Tag im RunCenter der NYRR zu machen.

Das Men's Leading Car mit meiner ZielzeitAlternativ haben wir uns dann aber zur New Yorker Volvo-Vertretung aufgemacht, weil dort ja das Men's Leading Car stehen sollte, auf dem wir uns auf der Expo auch verewigt hatten. Zu unserem Erstaunen waren wir dort aber die einzigen Marathonis, allerdings war das offizielle Leading Car auch noch nicht da und es stand nur eine unsignierte Kopie im Ausstellungsraum. Die sehr netten Mitarbeiter boten uns erstmal einen Kaffee an, weil sie die Info hatten, dass das echte Auto jeden Moment kommen sollte. Es gab auch ein Gerät für die Medaillen-Gravur, allerdings wusste niemand, wie dieses zu bedienen war. Das Fahrzeug ließ dann doch auf sich warten, und so nahmen wir vorlieb mit der Kopie und meine Zielzeit wurde für ein Foto auf dem Dachpanel des XC60 angezeigt. Yeah!

Ausblick vom Rockefeller Center „Top of the Rock“Den ganzen Tag bin ich natürlich – zum Leidwesen meiner Frau – stolz mit der Medaille um den Hals durch New York gelaufen. Das war so cool! Denn ich war bei weitem nicht der Einzige. Überall sah man Marathonis aus der ganzen Welt, die stolz ihre Medaille um den Hals trugen. Und die, die es nicht taten, erkannte man entweder an der Kleidung, die man auf der Expo kaufen konnte, oder an ihrem watschelnden oder humpelnden Gang... Man lächelte sich zu oder gratulierte sich gegenseitig. Wie toll war das bitte!

Den Rest des Tages war Sightseeing angesagt, was meine Beine aber erstaunlich gut mitgemacht haben. Wir sind die High Line abgelaufen und hatten für den späten Nachmittag einen Ticket-Slot für das Rockefeller-Center „Top of the Rock“ gebucht.

Meine Startnummer und die gravierte MedailleAm Dienstag ging es dann zum RunCenter der NYRR, wo ich meine Medaille gravieren ließ. Auch hier gab es zwar lange Wartezeiten, aber man bekam eine Nummer und eine ungefähre Zeitangabe, sodass wir uns nochmal zwei Stunden in den Straßen von Manhattan die Zeit vertreiben konnten. Mit der frisch gravierten Medaille ging es dann ins Steakhaus, das ebenfalls von einigen Marathonis bevölkert war. Diese Belohnung muss natürlich sein!

Am Mittwoch hieß es dann leider schon wieder Abschied nehmen und es ging von Newark zurück nach Düsseldorf. Im Flugzeug war ich natürlich auch nicht der einzige Medaillen-Träger...

Danke!

Meine persönliche Marathon-StatisktikIch bin immer noch total geflasht. Was für ein grandioses Erlebnis! Meinen ersten Marathon hätte ich mir nicht besser vorstellen können. Ich hatte mir ja im Vorfeld etliche Videos von anderen Läufer*innen bei YouTube angesehen und hatte ein gutes Bild vom Streckenverlauf und der Stimmung an der Strecke. Aber das alles selbst erleben zu dürfen toppt einfach alles, was ich mir nur ansatzweise vorstellen konnte. Es war der absolute Wahnsinn! Ich bin so glücklich und dankbar, dass ich mir diesen Traum erfüllen durfte und danke vor allem meiner lieben Frau, dass sie das alles mitgetragen und mich begleitet hat. Danke Schatz!

Wer hätte gedacht, als ich vor ca. zweieinhalb Jahren mit dem Laufen begonnen habe, dass ich wirklich mal einen kompletten Marathon laufen werde – und mir das auch noch so viel Spaß macht! Seinerzeit bin ich zum ersten Mal überhaupt 5 Kilometer an einem Stück gelaufen. Und erst vor einem Jahr bin ich dann meinen ersten Halbmarathon gelaufen. Meine Sportlehrer von damals würden mir das vermutlich alles nicht glauben...

Nach dem Marathon ist vor dem Marathon...

Werde ich weitere Marathons laufen? Ja natürlich! Der Virus ist da. Laufen macht mich einfach glücklich. Daher habe ich mich bereits für Berlin und Chicago im nächsten Jahr beworben. Mit etwas Glück sollte ja zumindest eine Startnummer dabei herauskommen.

Live dabei oder so...

Ich hatte unterwegs meine DJI Osmo Action dabei und habe versucht etwas von der Stimmung aufzunehmen und zwischendurch auch mal den aktuellen Status in die Kamera zu quatschen. Also ein Vlogger oder ein YouTube-Star wird aus mir sicher nicht mehr... Nun ja, aber einen kleinen Eindruck gewinnt man vielleicht trotzdem:

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Mein erster Marathon in New York City 2019
Bisher 5 Kommentare
  1. SchBlaBla

    SchBlaBla

    13. November 2019, 02:06 Uhr

    Schöner Bericht! Ich würde mir am liebsten gleich die Schuhe umschnallen und loslaufen! 👌 Herzlichen Glückwunsch! Tolle Leistung!

  2. Bernd

    Bernd

    14. November 2019, 21:41 Uhr

    Toller Bericht und Glückwunsch zum erfolgreichen Lauf!
    (nach dem Laufmarathon nun auch noch der Scheibmarathon! Kompliment!)

    Gruss Bernd

    i

  3. Marco

    Marco

    24. April 2020, 11:35 Uhr

    Glückwunsch nachträglich! Bin erst jetzt zufällig auf Deinen Blog gestoßen. Bin 2019 auch den NYC Marathon gelaufen und hatte beim Lesen Deines Berichts Pipi in den Augen! War auch für mich sehr beeindruckend. Ein bleibendes Erlebnis. Schmerz geht, Stolz bleibt!

    Danke und Grüße

  4. Thomas Mielke

    Thomas Mielke

    www.mielke.de

    24. April 2020, 11:36 Uhr

    @Marco: Es war wirklich ein grandioses Erlebnis. Das wird einem gerade aktuell in diesen Zeiten nochmal bewusster. Nächste Woche ist das schon ein halbes Jahr her... Dir natürlich auch Glückwunsch zum Finish. Habe mir gerade mal Dein Ergebnis gesucht. Hammer-Zeit, die Du da gelaufen bist!

  5. Yannick

    Yannick

    20. Juni 2020, 17:19 Uhr

    Cooler Bericht und toller Blog! Bin über Google auf der Suche nach Runtastic/Strava hier gelandet und habe jetzt über eine Stunde durch deine Beiträge gelesen. Sehr sympathisch! Grüße aus Köln!

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